Internet immer und überall, das ist die neue Wirklichkeit. Wir können fast alles online erledigen – Tendenz steigend. Und wenn du nicht gerade als Matrose auf hoher See unterwegs bist oder als Förster im tiefen Wald arbeitest, ist Offline-Leben ein seltener Luxus. Nach einer Schätzung erzeugt jeder von uns pro Stunde etwa zwei bis drei Gigabyte an Daten – Smartphones, IoT-Geräte und Online-Dienste helfen kräftig mit. Kein Wunder also: 70 % der amerikanischen Nutzer machen sich Sorgen, dass der Staat ihre Daten sammelt, und 81 % befürchten, Unternehmen seien hinter ihren Daten her. Heute stellen wir uns zwei Fragen: Wo und wie hinterlassen wir digitale Spuren? Und was können wir dagegen tun?
Morgenroutine: Wie Smartphone und Browser dich verfolgen
Nach dem Aufwachen wirfst du einen Blick auf die Wettervorsage, scrollst durch Twitter oder Instagram und schaust nach, wie es auf dem Weg zur Arbeit mit Staus aussieht. Die Datenschutzeinstellungen in sozialen Medien sind einfach zu handhaben: Du solltest sie so anpassen, dass deine Eltern und Kollegen nicht unnötig erschrecken, falls sich zwischendurch dein trockener Humor zu Wort meldet. Unsere Website Privacy Checker kann dabei helfen. Schwieriger ist es bei Standortdaten, auf die anscheinend alle scharf sind. Wir haben uns bereits damit befasst, wie Smartphones detaillierte Profile über Nutzer erstellen. Außerdem haben wir gezeigt, was Standortdatenbroker sind und was passiert, wenn Datenbanken undicht werden.
Bitte nicht erschrecken: Ungefähr die Hälfte aller beliebten Android-Apps fragt nach deinem Standort, obwohl sie ihn gar nicht benötigen. Chrome und Safari erlauben standardmäßig das domänenübergreifende Cookie-Tracking. Auf diese Weise können Werbenetzwerke sehr präzise Benutzerprofile für personalisierte Anzeigen erstellen. Fast die gesamte Telemetrie deines Smartphones wird verwendet, um ein detailgenaues Kundenporträt zu erstellen – Interviews und Fokusgruppen gelten inzwischen als überflüssig. Der beste „Werbetreibende“ steckt in deiner Tasche, nur arbeitet er nicht für dich. Was kannst du dagegen tun?
Normale Maßnahmen
- Gehe zu Einstellungen → Datenschutz → Berechtigungsverwaltung. Deaktiviere dort den Hintergrundzugriff auf den Gerätestandort für Messaging-Apps, Wetter-Widgets und alle anderen Apps, die das Tracking im Hintergrund überhaupt nicht benötigen.
- Gehe zu Einstellungen → Datenschutz & Sicherheit → Tracking und deaktiviere die Option Apps erlauben, Tracking anzufordern. In neueren iOS-Versionen findest du unter Einstellungen → Datenschutz & Sicherheit den Abschnitt Sicherheitsüberprüfung. Damit kannst du den Zugriff von Apps und anderen Nutzern auf deine Daten überprüfen und anpassen. Im Notfall lassen sich sogar alle Zugriffstypen zurücksetzen.
- Wie du das Tracking minimieren kannst, verrät dir unser Artikel Was ist Google Ad Topics und wie kann ich es deaktivieren.
- Aktiviere in den Safari-Einstellungen unter „Datenschutz & Sicherheit“ die Option Cross-Sitetracking verhindern– sowohl auf deinen Mobilgeräten als auch auf deinem Computer. Aktiviere dann unter „Erweitert“ die Option Erweiterten Tracking- und Identifizierungsschutz verwenden für alle Websites.
Paranoide Maßnahmen
- Denke darüber nach, dir ein Google Pixel zu besorgen und es mit der modifizierten Firmware GrapheneOS zu flashen, bei der Google Play-Dienste deaktiviert sind. Eine Alternative: Du kannst nachsehen, ob die AOSP-Firmware für dein aktuelles Android-Telefon verfügbar ist. AOSP bietet ein einfaches Android-Erlebnis, bei dem du genau festlegen kannst, welche Dienste installiert werden sollen.
- Aktiviere den Blockierungsmodus (Einstellungen → Datenschutz & Sicherheit). Dies schmälert die Funktionalität zwar erheblich, verringert jedoch gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass dein iPhone durch Tracking verfolgt oder anderweitig kompromittiert wird. Einzelheiten zu diesem Modus findest du in unserem Artikel Schutz durch Einschränkung: Apples neuer Lockdown Mode.
- Alle Systeme. Richte einen lokalen DNS-Filter ein: Pi-hole kann beispielsweise mehr als 280.000 Tracker blockieren. Alternativ kannst du Browser-Erweiterungen installieren, zum Beispiel Privacy Badger, der für Firefox, Opera, Edge und Chrome zu haben ist. Auf vielen modernen Routern kannst du DNS-Filter auch konfigurieren. Sie schieben dem Datenverkehr von Werbenetzwerken auf Websites größtenteils einen Riegel vor. Diesen Aspekt beleuchtet unser Artikel Warum Sie sicheres DNS einrichten sollten & wie das funktioniert.
Unterwegs: Die Gefahren vernetzter Autos
Du machst dich auf den Weg, steigst ins Auto, lässt den Motor an … das System spielt automatisch deine Lieblings-Playlist ab, deine wichtigsten Telefonnummern stehen in der Kurzwahl bereit. Praktisch, oder? Ja, einfach bequem. – Leider müssen wir Bedenken anmelden. Moderne Fahrzeuge können 25 GB Daten pro Stunde übertragen! Unglaublich, aber wahr. Und das sind deine Daten!
Daraus ergeben sich gleich zwei Probleme. Erstens: Vernetzte Autos sind oft relativ einfach zu hacken, da sich Automobilhersteller in Bezug auf die Cybersicherheit oft keine überflüssige Mühe geben. Ein kompromittiertes Bordsystem führt zwar nicht immer zu Diebstahl. Aufgrund vieler Schwachstellen können Angreifer dich jedoch überwachen oder sogar dein Fahrzeug fernsteuern. Ein Beispiel: Im November 2024 wurde im Infotainmentsystem Mazda Connect eine Schwachstelle entdeckt, die es Angreifern ermöglichte, beliebigen Code mit Root-Rechten auszuführen. Empfindliche Sicherheitslücken wurden zuvor auch schon in Fahrzeugen von Kia, Tesla, Jeep und Dutzenden anderer Automobilhersteller gefunden.
Zweitens: Autohersteller verkaufen nicht nur Fahrzeuge, sie überwachen die Autobesitzer auch ganz fleißig und verkaufen die gesammelten Daten an Datenmakler und Versicherungsunternehmen weiter.
Was tun?
Normale Maßnahmen
- Studiere das Menü für die intelligenten Funktionen deines Autos und deaktiviere alles, was du nicht verwendest oder benötigst.
- Installiere eine Wegfahrsperre, die die Datenbusverbindung unterbricht. Einige Fahrzeuge haben eine integrierte Wegfahrsperre. Wenn dies nicht der Fall ist, kannst du über eine Wegfahrsperre eines Drittanbieters nachdenken.
- Aktualisiere die Steuergeräte-Firmware regelmäßig über offizielle Service-Center. Dadurch werden bekannte Schwachstellen geschlossen. Andererseits können durch Updates natürlich auch neue, bisher unbekannte Schlupflöcher auftauchen.
Paranoide Maßnahmen
- Wenn du die Datensammlung wirklich minimieren möchtest, kaufe einen Gebrauchtwagen, der möglichst wenig Daten erfasst und überträgt. Wenn das Auto kein eigenes Mobilfunkmodul (GSM/3G/4G) hat, bist du auf dem richtigen Weg.
- Nutze öffentliche Verkehrsmittel oder fahre mit dem Rad!
Mittagspause: Die versteckten Gefahren von Liefer-Apps
Endlich Mittagspause! Das ist die perfekte Zeit, um sich zu entspannen … und gleich noch ein paar digitale Fußspuren zu hinterlassen. Egal, ob du Kaffee über eine App bestellst oder bei Social Media deine Lieblingsbäckerei lobst, das Online-Profil über deine Gewohnheiten wird laufend erweitert. Dazu gehören dein Standort, Zahlungsdaten und sogar der Bestellverlauf aus deinen Lieferservice-Apps.
Insbesondere Apps von Essenslieferanten haben einen unfassbaren Datenhunger. Sie sammeln durchschnittlich 21 Kategorien personenbezogener Daten, von denen sage und schreibe 95 % direkt mit deiner Identität verknüpft sind. Viele dieser Daten bleiben nicht bei dem Lieferdienst, sondern werden woanders hingeschickt. Uber Eats gibt beispielsweise 12 von 21 gesammelten Datenpunkten an Partnerunternehmen weiter, darunter deine Telefonnummer, Adresse sowie den Such- und Bestellverlauf.
Darüber hinaus sind auch Lebensmittellieferdienste nicht vor Datenpannen sicher. Durch ein Leck können alle möglichen persönlichen Daten abfließen: von deinem Namen, deiner Telefonnummer und Adresse bis hin zu deiner Einkaufsliste und den Bestellkosten.
Ganz klar, auch hier müssen wir etwas unternehmen.
Normale Maßnahmen
- Überprüfe die Standort-Einstellungen deiner App. Permanenter Zugriff auf den Standort ist überflüssig. Ändere ihn auf „nur während der Nutzung der App“. Wenn du extra vorsichtig sein willst, kannst du die Ortungsdienste komplett deaktivieren und deine Adresse eintippen.
- Verweigere den Zugriff auf deine Kontakte, Galerie und Nachrichten, es sei denn, die Kernfunktionen der App erfordern dies tatsächlich.
Paranoide Maßnahmen
- Richte eine Wegwerf-E-Mail-Adresse ein und verwende ein Pseudonym für alle Essensbestellungen. Oder noch radikaler: Verwende ein zweites Smartphone ausschließlich für Liefer-Apps und andere potenziell riskante Programme.
- Gib deine Adresse nicht genau an. Nicht jeder muss deine Wohnungsnummer wissen. Besser ist es, den Kurier am Haupteingang zu treffen. Dadurch wird verhindert, dass bei einem Datenleck dein exakter Wohnort und Informationen zu deinem Konsumverhalten in die falschen Hände gelangen.
- Zahle bar, damit deine Kaufdaten nicht im Profil eines Zahlungssystems landen.
- Wenn du deinen digitalen Fußabdruck drastisch reduzieren willst, verzichte ganz auf die elektronische Essensbestellung. Nimm etwas Bargeld mit, lass dein Telefon im Büro und geh in ein nahes Restaurant. Kein Smartphone bedeutet kein GPS-Tracking. Und Bargeld hinterlässt keine digitalen Spuren. Dadurch wirst du zwar nicht vollständig unsichtbar (es gibt immer noch Überwachungskameras!), dein digitaler Schatten wird jedoch erheblich kürzer.
Feierabend: Was deine Smart-Geräte über dich wissen
Was gibt es Schöneres, als sich nach einem langen Arbeitstag zu Hause zu entspannen? Du bittest deinen Sprachassistenten, das Licht einzuschalten und dir einen Film zu empfehlen. Intelligente Lautsprecher, Fernseher, Staubsaugroboter und andere Geräte machen das Leben zweifellos einfacher. Sie sorgen jedoch auch für eine Vielzahl von Schwachstellen in deinem Heimnetzwerk und weisen oft fragwürdige Praktiken beim Datenschutz auf. 2023 musste Amazon beispielsweise 25 Millionen US-Dollar Strafe zahlen. Der Grund waren Sprachaufzeichnungen von Kindern und andere Datenschutzverletzungen bei Alexa.
Und nicht nur Unternehmen nutzen die Funktionen von Sprachassistenten aus. Überwachungskameras, intelligente Steckdosen und selbst Smart-Wasserkocher werden häufig gehackt und für DDoS-Angriffe in Botnets eingebunden. Es gab sogar besorgniserregende Fälle, in denen Angreifer sich Zugriff auf Heimkameras verschafften und sie zur Überwachung oder für böse Streiche benutzten. Zum Beispiel über ein kompromittiertes Babyphone.
Normale Maßnahmen
- Öffne deine Smart-Home-Manager-App (z. B. Google Home, Apple Home oder die Alexa-App) und suche nach dem Abschnitt Datenschutz oder einer ähnlichen Überschrift. Deaktiviere die Optionen, mit denen deine Sprachaufnahmen zur Analyse gesendet werden. Für Alexa ist dies der Punkt Ihre Sprachaufnahmen verwalten. Für Google Assistant ist es das Programm zur Qualitätsverbesserung – einfach ausschalten! Aktiviere das automatische Löschen deines Sprachverlaufs. Oder lösche deinen Abfrageverlauf manuell. Für Alexa sagst du nur: „Alexa, lösche alles, was ich heute gesagt habe“. Für Google Assistant kannst du Aufnahmen über dein Google-Konto verwalten und löschen. Dadurch wird die Menge der gespeicherten Daten erheblich reduziert.
- Jeder Smart-Speaker verfügt über eine Taste zur Mikrofonstummschaltung. Wenn du den Assistenten nicht benötigst, schalte ihn unbedingt stumm – insbesondere während privater Unterhaltungen.
- Laptops und einige Smart-Kameras verfügen über integrierte Klappen oder Abdeckungen, um die Privatsphäre zu schützen. Sehr praktisch! Und eine einfache Methode, um Spionen die Sicht zu versperren.
- Bei vielen Smart-TVs kannst du die Erfassung von Nutzungsstatistiken deaktivieren. Diese Option wird auch automatische Inhaltserkennung (ACR) genannt. Es empfiehlt sich, diese Option auszuschalten. Sonst könnte dein Fernseher Berichte zu allen Kanälen senden, die du durchblätterst.
- Viele moderne Router bieten Optionen für sekundäre oder Gast-WLAN-Netzwerke. Verbinde alle deine IoT-Geräte mit diesem Netzwerk. Dadurch wird verhindert, dass solche Geräte die primären Computer und Smartphones in deinem Heimnetzwerk „sehen“ können. Selbst wenn eines deiner intelligenten Geräte gehackt wird, kann der Angreifer nicht auf deine persönlichen Daten zugreifen. Außerdem kannst du dann einfacher den Internetzugang für IoT-Geräte unterbrechen, während diese nicht verwendet werden.
- Verwende für jedes Gerät ein sicheres, einmaliges Passwort. Wenn du ein Smart-Gerät zum ersten Mal einrichtest, ändere unbedingt den standardmäßig vorgegebenen Benutzernamen und das Passwort. Ein zuverlässiger Passwort-Manager (z. B. Kaspersky Password Manager) kann dir dabei helfen, sichere Passwörter zu generieren und zu speichern.
Paranoide Maßnahmen
- Die drastischste Variante wäre ein vollständiger Verzicht auf Sprachassistenten und cloudbasierte Smart-Home-Dienste. Schalte das Licht von Hand ein und aus. Verwende mechanische Timer für deine Geräte. Je weniger Mikrofone und Kameras es in deinem Zuhause gibt, desto sicherer kannst du dich fühlen. Wenn du unbedingt einen Assistenten benötigst, ziehe Offline-Alternativen in Betracht. Es gibt Open-Source-Projekte wie Mycroft AI, die sich so konfigurieren lassen, dass Befehle lokal verarbeitet werden – ohne Daten in die Cloud zu senden.
- Wenn du Bedenken hinsichtlich heimlicher Lauschangriffe hast, kannst du dir ein Wanzensuchgerät besorgen – sofern dies in deinem Land erlaubt ist. Diese Geräte können versteckte Kameras und Mikrofone finden. Zum Beispiel, wenn du vermutest, dass sich hinter einer intelligenten Glühbirne in Wirklichkeit eine Überwachungskamera versteckt. Du kannst auch die vier bereits beschriebenen Möglichkeiten zum Auffinden von Spionagekameras ausprobieren.
- Stecke während vertraulicher Besprechungen verdächtige Geräte entweder aus oder entferne sie aus dem Raum.
- Besorge dir IoT-Geräte, die einen Offline-Modus haben. Es gibt beispielsweise Kameras mit lokalem Speicher, die nicht in die Cloud streamen, oder Smart-Home-Systeme, die auf einem lokalen Server wie openHAB basieren und bei denen alle deine Daten direkt bei dir zu Hause gespeichert werden.
Fazit
In der modernen digitalen Welt sind deine Daten eine wertvolle Ware. Es ist zwar unmöglich, deinen digitalen Fußabdruck vollständig zu löschen. Das ist aber kein Grund, um aufzugeben. Tu, was du kannst! Wenn du wachsam bist und intelligente Sicherheitsmaßnahmen implementierst, kannst du einen erheblichen Teil der Datenerfassung kontrollieren. Die zusätzlichen Schutzfunktionen von Kaspersky Premium können deinen Daten- und Zahlungsschutz weiter verbessern. Und unsere Website Privacy Checker bietet viele Anleitungen zu Datenschutzeinstellungen für Smartphones, Computer, soziale Netzwerke, Apps und sogar ganze Betriebssysteme. Ganz egal, ob einfache Anpassungen oder umfassende Sicherheitsmaßnahmen – bei uns bist du richtig.
Absolute Anonymität erfordert oft einen extremen, fast paranoiden Aufwand und wird von den meisten Menschen gar nicht benötigt. Auch die oben genannten „normalen“ Maßnahmen können das Tracking durch Cyberkriminelle und Unternehmen erheblich reduzieren.
Welche Schritte solltest du noch unternehmen, um sicher zu bleiben? Hier findest du einige Beispiele:
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Tipps