Wenn Sie sich auf sozialen Medien und digitalen Dating-Webseiten bewegen, ist es wichtig, mit Vorgehensweisen von Menschen vertraut zu sein, die aus unlauteren Motiven mit Ihnen eine Beziehung aufnehmen wollen. Längst hat sich dafür auch ein internationaler Begriff etabliert: Catfishing. Hier erfahren Sie, was Catfishing auf Deutsch genau bedeutet, welche Motive und Absichten dahinterstecken, woran Sie Catfishing erkennen und was Sie tun können, wenn sie darauf hereingefallen sind.
Der Begriff Catfishing leitet sich von Catfish ab, eine spezielle Welsart. Für die Wortbedeutung im übertragenen Sinne, ist die besondere Verwendung dieser Fischart vor weit über 100 Jahren verantwortlich. Dabei gaben Kabeljaufischer in die Transporttanks der Schiffe wenige Welse hinzu. Die von Natur aus aggressiven Welse hielten die trägen Kabeljaue auf Trab und sorgten so dafür, dass deren Fleisch frisch und kräftig in die Heimathäfen gelangte.
Auf diese Verwendung wurde 2010 im Dokumentarfilm „Catfish“ angespielt: Ein junger Mann pflegt mit einer Frau eine Online-Beziehung, in der ihre ganze Familie eine Rolle spielt. Allerdings stellt sich alles als ein Geflecht von Lügen und Ausreden heraus und als der Ehemann der Hochstaplerin mit dem Betrogenen spricht, zieht er das Gleichnis vom Wels im Kabeljautank heran. Seine Ehefrau wäre wohl so ein Catfish, der andere ständig auf Trab hält.
Damit erhielt diese Begriffsbedeutung Einzug in englischsprachige Wörterbücher. Das Urban Dictionary definiert: „Catfishing ist ein Phänomen, bei dem Online-Betrüger künstliche Online-Identitäten herstellen und sich in soziale Zirkel begeben, um Menschen zu verleiten, sich über lange Zeit auf emotionale oder romantische Beziehungen einzulassen.“
Alternativ zu Catfishing wurde bereits davor schon der Begriff Realfake verwendet, der allerdings noch nicht in Wörterbüchern zu finden ist. Gemeint ist eine echt erscheinende Identitätsfälschung, wenn sich ein digitaler Beziehungsschwindler sehr viel Mühe gibt, real zu wirken.
Alle Formen von Catfishing haben zwar gemeinsam, dass jemand unter falscher Identität im Internet eine emotionale Beziehung zu einer anderen Person aufnimmt. Dahinter können aber ganz unterschiedliche Absichten und Motive stecken.
Catfishing ist eine sehr beliebte Methode, um auf illegale Weise an das Geld oder Kopien von Ausweisdokumenten fremder Menschen zu kommen. Solche Romance Scammer zielen darauf ab, ihre Opfer so lange wie möglich zu behalten und mit erfundenen Geschichten, um immer größere Geldbeträge zu bitten oder an wichtige Daten zu kommen. Manche Scammer gehen noch einen Schritt weiter und versuchen ihre Opfer zu erpressen. Das ist leicht möglich, wenn diese Online-Beziehung vor dem Partner verheimlicht wurde oder wenn das Opfer intime Bilder von sich preisgegeben hat. Romance Scammer richten mit Abstand den größten Schaden an.
Bei Mobbingabsichten geht es in der Regel nicht darum, an Geld zu kommen. Es stecken viele Motive dahinter, die immer persönlich sind. Die Absicht der Täter ist dabei, an kompromittierendes Material von Ihnen zu kommen. Das sind entweder intime Bilder oder Dinge, mit denen Sie sonst nicht in Verbindung gebracht werden wollen.
Menschen kommen oft nicht darüber hinweg, dass sie von ihren Partnern verlassen wurden oder dass ihre Liebe nicht erwidert wird. Einige von ihnen greifen dann zu verwerflichen Mitteln, um an die geliebten Personen heranzukommen. Sie nehmen per Fake-Profil Kontakt auf und flirten – nur, um ihre Opfer anschließend zu verletzen, so wie sie selbst verletzt wurden.
Mit den Emotionen anderer Menschen unerkannt spielen zu können, verleiht das Gefühl von Macht. Solche Catfishes zielen darauf ab, eine derart starke Liebesbeziehung online herzustellen, dass sie ihr Opfer beliebig manipulieren und behandeln können. Dabei geht es ihnen nicht um Geld, sondern nur um dieses bestimmte Gefühl.
Catfishing wird auch gerne dazu verwendet, um andere Menschen zu testen oder etwas über sie herauszufinden. Beispielsweise könnte sich eine Frau unsicher sein, ob ihr Partner fremd gehen würde. Mit einem attraktiven Fakeprofil ist das sicher schnell getan. Ob die Maßnahme der Beziehung zuträglich ist, bleibt fragwürdig.
Schüchterne Menschen trauen sich oft nicht, ihre Gefühle zu offenbaren und sich der geliebten Person anzunähern. Catfishing ist eine Möglichkeit, das im geschützten Raum einer falschen Identität zu tun. Wenn die begehrte Person darauf hereinfällt, kann es zum Ersatz für eine echte Beziehung werden. So verlockend das für diese Menschen sein mag, es ist eine Sackgasse. Letztlich soll eine Beziehung auf einen persönlichen Kontakt hinauslaufen – und wenn dieser Zeitpunkt kommt, sind jegliche Chancen auf eine echte Beziehung verbrannt.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es etwas Verlockendes hat, mit anderen Menschen unerkannt in Kontakt zu treten. Man weiß nicht wie der andere reagieren wird. Jedes Wort, jede Online-Annäherung ist ein Schritt ins Ungewisse, ins Abenteuer. Damit lässt sich natürlich auch gut bei entsprechenden Freunden angeben. Es zu schaffen, dass sich das auserwählte Opfer tatsächlich in einen verliebt, nur weil man es Online geschickt angestellt hat, das kann solche Menschen durchaus mit Stolz erfüllen.
Es muss oft gar nicht so viel dahinterstecken. Manche Menschen langweilen sich einfach und spinnen sich in der virtuellen Welt aus. Tun, was ihnen gerade einfällt, ohne Rücksicht, was das bei anderen bewirkt.
Solche Catfishes haben häufig traumatische Erlebnisse hinter sich und wollen Mitgefühl oder Zuneigung erschleichen. Mit gut gebauten Fake-Profilen im Internet finden sich dafür leichter Ansprechpartner als in der realen Welt. Zudem ist es einfacher über Intimitäten zu sprechen, wenn die Anonymität gewahrt bleibt.
Wenn Sie über einen digitalen Dating-Service oder über soziale Medien von einer unbekannten Person kontaktiert werden, sollten sie stets prüfen, ob eine Catfishing-Absicht dahintersteckt. Diese Anzeichen sprechen dafür:
Wenn mindestens eines der genannten Anzeichen zutrifft, sollten Sie entweder den Kontakt sofort einstellen oder die Person näher überprüfen. Dazu gibt es folgende Möglichkeiten:
Zunächst müssen Sie jeglichen Kontakt abbrechen, sich auf den sozialen Medien entfreunden, Accounts sperren und Spamfilter nutzen. Sollten Sie bereits gemobbt, finanziell geschädigt worden sein oder Ausweisdaten versandt haben, kopieren Sie die gesamte Kommunikation auf einen Datenträger und erstatten Sie damit Betrugsanzeige bei der Polizei. Die Ermittlungen verlaufen zwar oft ohne Ergebnis, da die Betrüger gerne aus dem Ausland heraus agieren, aber falls Sie die Möglichkeit haben, Geldtransfers rückgängig zu machen, ist eine Anzeige auf jeden Fall hilfreich. Für reinen emotionalen Betrug gibt es keine rechtliche Handhabe. Sich online als jemand anderes auszugeben ist grundsätzlich nicht strafbar, da greift auch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz nicht.
Wenn die Person Sie weiterhin kontaktiert, obwohl Sie deutlich klar gemacht haben, dass Sie das nicht wollen, können Sie juristisch nur dagegen vorgehen und den Stalking-Paragraphen nutzen, wenn Sie eine schwerwiegende Beeinträchtigung Ihrer Lebensgestaltung nachweisen können – Angstzustände zum Beispiel. Die reine Belästigung an sich, ist noch nicht strafbar. Deshalb ist es am besten, einfach nicht mehr zu reagieren und keinerlei Kommunikationsfläche mehr zu bieten. Meist verläuft die Sache dann schnell im Sande.
Falls Sie auf Online-Dating-Plattformen kontaktiert werden oder wenn sich auf sozialen Medien unbekannte Personen mit ihnen befreunden wollen, ist immer Vorsicht angebracht. Überprüfen Sie die Person nach den genannten Kriterien und brechen Sie den Kontakt im Zweifel sofort ab. Transferieren Sie keinerlei Geld oder wichtige persönliche Daten. Wenn Sie Opfer von Catfishing geworden sind und einen finanziellen Schaden erlitten haben, erstatten Sie Anzeige.
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