Privatsphäre in sozialen Medien – Stand 2025

In welchen sozialen Netzwerken bleiben deine Beiträge vorwiegend deinen Freunden vorbehalten? Welche Netzwerke verwenden deine Postings für KI-Training und gezielte Werbung? Wir untersuchen das aktuelle Privatsphäre-Ranking für populäre Social-Media-Plattformen.

Welche sozialen Medien legen 2025 den größten Wert auf Datenschutz?

In den letzten Jahren ist es häufiger vorgekommen, dass Nutzer massenhaft zu anderen Social-Media-Diensten wechselten. Warum passiert so etwas? Der Grund ist meistens nicht die Anziehungskraft einer coolen neuen Social-Media-Website, sondern eine plötzliche Verschlechterung etablierter Netzwerke. Nutzer werden durch neue Eigentümer, durch die Art, wie Algorithmen die Beiträge sortieren, oder durch aggressive Datenverarbeitungsrichtlinien abgeschreckt. Ein Beispiel ist die Nutzung von Inhalten für das KI-Training.

Wenn du über einen Wechsel nachdenkst, solltest du berücksichtigen, wie soziale Medien, Video-Hosting-Dienste (z. B. YouTube und Twitch) und Community-basierte Websites (wie Reddit und Quora) im Jahr 2025 mit Benutzerdaten umgehen. Die Experten von Incogni haben den Stand der Dinge in ihrem Social Media Privacy Ranking 2025 ausführlich analysiert.

Fünfzehn führende Plattformen wurden anhand verschiedener Kriterien verglichen: Sammlung und Weiterverkauf von Daten, Lesbarkeit der Datenschutzrichtlinien und Anzahl der Geldbußen, die wegen Datenschutzverletzungen verhängt wurden, sind nur einige davon. Kurz zusammengefasst: Pinterest und Quora sorgen sich am meisten um die Privatsphäre der Nutzer, während TikTok und Facebook die letzten Plätze belegen. Aber um ehrlich zu sein, spielt die Höhe von Geldbußen kaum eine Rolle, wenn es um die Entscheidung geht, in welchen sozialen Medien wir Fotos posten oder über Hobbys diskutieren. Außerdem ist es schwierig, Messenger und soziale Medien direkt zu vergleichen, da für letztere im Hinblick auf die Privatsphäre andere Erwartungen gelten. Deshalb widmen wir dem Thema der Privatsphäre in beliebten Messaging-Apps nun einen extra Beitrag. Hier konzentrieren wir uns auf bestimmte Aspekte der Incogni-Studie und sehen uns ausschließlich soziale Medien, Video-Hosting-Dienste und Community-Websites an. Wir berücksichtigen nur praktische, alltägliche Kriterien. Der Einfachheit halber bezeichnen wir alle diese Dienste im Folgenden als „soziale Medien“ oder „Social Media“.

Gesamtbewertung der Risiken für die Privatsphäre

In der Gesamtwertung, die alle Kriterien umfasst, liegen die Spitzenreiter um mehr als das Doppelte vor den Schlusslichtern. Wichtig für das Verständnis: Je weniger Punkte, desto besser ist der Datenschutz.

  1. Pinterest 12,38
  2. Quora 12,96
  3. Twitch 13,51
  4. LinkedIn 14,89
  5. Reddit 15,19
  6. X (Twitter) 17,04
  7. YouTube 18,52
  8. Instagram 22,41
  9. TikTok 23,01
  10. Facebook 28,72

In dieser Kategorie konnten bis zu 10 Punkte aufgrund von Geldbußen verloren gehen, die in verschiedenen Gerichtsbarkeiten für den Verstoß gegen Bestimmungen für personenbezogene Daten und Speicherorte verhängt wurden (z. B. DSGVO und CCPA). Die Studie berücksichtigte nicht nur Geldbußen in Europa und den USA, sondern auch in anderen großen Ländern, z. B. Brasilien und Türkei. Auch Datenlecks während des gesamten Bestehens der untersuchten Social-Media-Dienste flossen in die Bewertung ein.

Facebook sammelte für solche Übertretungen satte 9,6 Strafpunkte und bildet damit das Schlusslicht. X erhielt hierfür sechs Strafpunkte und belegt den vorletzten Platz. Alle übrigen Dienste bekamen maximal 4,4 Strafpunkte.

Praktischer Datenschutz

Ein völlig anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn wir nur praktische Kriterien berücksichtigen. Dazu zählen die Datenerhebung auf der Website und in der App, die Nutzung von Informationen für das KI-Training, die Anzahl der Datenschutzeinstellungen und die Sichtbarkeit personenbezogener Daten für andere Nutzer. Dann sieht die Rangliste wie folgt aus:

  1. Twitch 5,85
  2. Quora 7,54
  3. Pinterest 9,01
  4. LinkedIn 9,36
  5. Reddit 9,43
  6. X 9,68
  7. Instagram 11,92
  8. YouTube 12,85
  9. Facebook 12,94
  10. TikTok 13,00

Interessanterweise gibt es auch hier drei verschiedene Gruppen (Anführer, Außenseiter und ein Mittelfeld). Allerdings haben sich die Positionen innerhalb dieser Gruppen verschoben. Die schlechten Platzierungen für TikTok und Facebook werden niemanden überraschen, der die Nachrichten über Cybersicherheit verfolgt. Das relativ hohe Ranking von LinkedIn ist jedoch eher unerwartet. Wir beschränken uns aber nicht auf diese Zahlen, sondern betrachten die Besonderheiten der Plattformen in den wichtigsten Kategorien.

KI-Training

In den letzten Jahren wurde viel über die Verwendung von Benutzerinhalten für das Training neuronaler Netze diskutiert. Viele Nutzer wollen ihre Texte und Fotos nicht einfach den Big-Tech-Unternehmen überlassen, sondern bevorzugen eine Option, um das KI-Training zu deaktivieren.

Von den untersuchten sozialen Medien erklärt nur Twitch, dass es Benutzerinhalte nicht für KI-Training nutzt. Alle anderen planen, entweder ihre eigene interne KI zu trainieren oder ein Training durch Partner zuzulassen. Facebook und YouTube haben sogar beides vor. Bei Pinterest, X, Quora und LinkedIn kannst du das KI-Training in den Einstellungen deaktivieren. Auf YouTube lässt sich die neugierige KI teilweise abschalten: Das geht aber nur für Videoproduzenten und gilt nur für das KI-Training von Drittanbietern, die nicht Google gehören.

Datenerfassung für Werbung

Alle Plattformen sammeln Benutzerdaten für verschiedene Zwecke, von der Produktverbesserung bis zur Anzeigenschaltung. Einige behalten sich sogar ausdrücklich das Recht vor, diese Daten zu verkaufen. Informationen werden über die jeweiligen Websites und mobilen Apps gesammelt. Und es geht nicht nur darum, was die Nutzer in ihren Beiträgen oder Profilen schreiben, sondern auch um IDs, Standortdaten, Daten über die Aktivität in Apps und auf Websites (auch über das soziale Netzwerk hinaus) und vieles mehr.

Die Forscher studierten die Richtlinien zur Datenverarbeitung genau und kamen zu dem Schluss, dass Twitch, LinkedIn, TikTok, YouTube, Facebook und Instagram sensible personenbezogene Daten für Werbezwecke sammeln und verarbeiten. Nur Pinterest „verkauft“ Informationen (gemäß der Definition des CCPA). Weit mehr Social-Media-Plattformen „teilen“ jedoch Informationen mit Partnern, so zum Beispiel LinkedIn, Pinterest, Quora, Twitch, X und YouTube. Pinterest, Reddit und Quora teilen Daten zu den In-App-Suchanfragen der Nutzer auch mit Dritten.

Die Kategorie Datensammlung unterscheidet sich von der Gesamtbewertung: Quora, Reddit und X haben ihren Datenhunger am besten im Griff. Es folgen TikTok, LinkedIn, Twitch, Facebook und Instagram. Die Außenseiter in dieser Kategorie sind YouTube und Pinterest. Gleichzeitig sind die mobilen Apps von Facebook und Instagram am „gierigsten“, was die Anzahl verschiedener Benutzerdaten betrifft. Sie sammeln 37 von 38 möglichen Arten von Daten auf den Benutzergeräten. Es folgen LinkedIn mit 31 Datentypen sowie YouTube und Pinterest mit jeweils 27 Datentypen.

Datenschutzeinstellungen

Die Forscher verglichen, wie viele Datenschutzeinstellungen die sozialen Medien bieten, und überprüften, ob die jeweils sicherste Option standardmäßig ausgewählt ist. Hier ist Pinterest der absolute Spitzenreiter – der Datenschutz ist standardmäßig gut voreingestellt und bei der Registrierung eines Accounts werden nur wenige Daten gesammelt. Dicht dahinter folgen Quora, Reddit und Twitch mit ähnlichen Konfigurationen.

Überraschenderweise rangieren Facebook, YouTube und LinkedIn im Mittelfeld. Alle drei bieten eine ansehnliche Auswahl an Datenschutzeinstellungen. Instagram, X und TikTok sparen bei den Datenschutzoptionen und haben die schlechtesten Voreinstellungen.

Auf fast allen Plattformen kannst du dein Konto so anpassen, dass andere Nutzer möglichst wenige Daten sehen. Die öffentliche Sichtbarkeit lässt sich auf Pinterest, Facebook und TikTok am effektivsten minimieren, während LinkedIn und X in dieser Hinsicht am schlechtesten abschneiden.

Fazit

Keine der untersuchten Social-Media-Plattformen erreichte eine ideale Bewertung. Unternehmen, die sich gewissenhaft um den Datenschutz kümmern (z. B. Twitch und Quora), konzentrieren sich auf bestimmte Inhaltstypen und sind keine universellen Social-Media-Dienste. Die beliebtesten sozialen Netzwerke sammeln und verwenden Benutzerdaten ganz ungeniert. LinkedIn ist es am besten gelungen, Datenschutzeinstellungen und Datenerfassung auszubalancieren. Das Image als professionelles soziales Netzwerk und die fehlende Möglichkeit, personenbezogene Daten teilweise zu verbergen, trüben das Bild jedoch etwas.

Unsere Empfehlung: Überprüfe die Datenschutzeinstellungen aller sozialen Medien, die du verwendest. Unser kostenloser Service Privacy Checker kann dir dabei helfen.

Welche Datenschutzprobleme gibt es sonst noch in sozialen Medien? In diesen Artikeln erfährst du mehr darüber:

Tipps