Google E-Screen Protector schützt vor fremden Blicken aufs Smartphone, oder?

Googles neuer E-Screen Protector sagt Display-Spionen den Kampf an. Aber ist die Technologie tatsächlich sinnvoll?

Sie haben es satt, dass fremde Blicke in Bus und Bahn auf Ihr Smartphone-Display schweifen? Uns, und vielen anderen, geht es genauso. Deshalb hat Google kürzlich den Prototypen einer App vorgestellt, die dabei helfen könnte, dieses Problem zu lösen. Wie funktioniert die Technologie, die hinter der neuen App steckt und welche Nachteile birgt sie?

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der App momentan lediglich um einen Prototypen; Details gibt es daher bis dato nur wenige. Die neue Technologie wird E-Screen Protector genannt und nutzt die Frontkamera des Smartphones sowie maschinelle Lernalgorythmen, um menschliche Augen zu identifizieren. Wenn mehr als ein Augenpaar im Sichtfeld der Kamera entdeckt wird, schlägt die App Alarm.

Den Entwicklern zufolge benötigt die App durchschnittlich 130 Millisekunden, um einen Smartphone-Voyeur ausfindig zu machen. Sobald die Frontkamera also ein weiteres Augenpaar ermittelt, wird dem Nutzer das von der Frontkamera erfasste Bild sofort auf dem Display angezeigt. Zudem wird der Spion mit einem auffälligen Regenbogen und der Nachricht „A STRANGER IS LOOKING ALERT!!!“ markiert. Das folgende Video gibt Ihnen einen Einblick in die Funktionsweise des Prototypen:

Hört sich doch ganz gut an, oder? Die Technologie scheint nicht nur Ihre Privatsphäre, sondern zudem vor neugierigen Blicken zu schützen. Aber alles hat seine Vor- und Nachteile.

Wie sieht es mit der Sicherheit aus?

Damit die App Augenpaare mithilfe der Frontkamera aufspüren kann, muss diese aktiv sein, wann immer Sie das Smartphone nutzen. Darüber hinaus muss der Nutzer der App die Erlaubnis erteilen, die erfassten Bilder kontinuierlich zu verarbeiten.

Das wirft einige Fragen auf: Wo werden die Bildschirmbilder gespeichert und verarbeitet? Und wer könnte Zugang zu ihnen bekommen? Diese Fragen tauchten bereits hinsichtlich der viel gepriesenen Apple Face-ID auf, die zur Authentifizierung der Besitzer des neuen iPhones verwendet wird. Laut Apple werden die Bilder im verschlüsselten Speicher des Secure-Enclave-Coprozessors gespeichert, der es bereits zuvor aufgrund einer aufgedeckten Schwachstelle in die Nachrichten schaffte. (Natürlich wurde die Schwachstelle sofort behoben aber wer versichert uns, dass es in Zukunft keine weiteren Schwachstellen geben wird?)

Die gleichen Bedenken treten auch bei Googles neuem Spielzeug auf. Persönliche Daten könnten durch eine Schwachstelle, die im Bildspeichersystem lauert, gefährdet werden. Abgesehen davon: Möchten Sie tatsächlich rund um die Uhr von Google gefilmt werden?

Ist die App überhaupt nützlich?

Die Probleme betreffen allerdings nicht nur die Sicherheit der neuen Technologie, sondern auch ihre Nützlichkeit. Im echten Leben würden die meisten Display-Spione schlichtweg nicht von der Frontkamera erfasst werden. Denn meistens finden die Blicke einer fremden Person auf Ihr Smartphone, die in Bus oder Bahn neben Ihnen sitzt. Aus diesem Winkel ist es für die Kamera schlichtweg unmöglich, den Spion zu erfassen. Die App wäre somit nutzlos.

Und was passiert, wenn Sie einem Freund beispielsweise ein lustiges Bild auf Ihrem Smartphone zeigen möchten? Sie schauen gemeinsam mit Ihrem Kumpel auf den Bildschirm, die App erfasst ein zusätzliches Augenpaar und ganz plötzlich verwandelt sich das Bild in einen Live-Stream der Frontkamera mit dem bedrohlich rot umrahmten Gesicht Ihres Freundes. Das könnte einige Erklärungen ihrerseits erfordern.

Das neue Widget ist also eindeutig nicht fehlerfrei. Ob es grünes Licht bekommen wird, bleibt bislang noch abzuwarten. Google plant, die Technologie offiziell auf der Neural-Information-Processing-Systems-Konferenz vorzustellen, die vom 4. bis zum 9. Dezember 2017 in Kalifornien stattfinden wird.

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