So könnte Werbung per Sprachassistent aussehen

Werbung per Sprachassistent wird wohl bald zur Realität. Wir haben untersucht, wie Ihre persönlichen Daten dabei verwendet werden und was Sie dagegen tun können.

Wer noch keinen Sprachassistenten verwendet oder sogar noch nie von den kleinen Helfern gehört hat, gehört in der heutigen Zeit zu einer sehr exklusiven Personengruppe. Für viele ist es einfacher, Google, Alexa oder Siri eine Frage zu stellen, als selber eine Suchanfrage bei Google & Co. einzugeben.

Doch wie auch bei allen anderen futuristischen Technologien, ist bei Sprachhelfern Vorsicht geboten. Wir haben bereits darüber berichtet, wie diese unheimlich orwellschen Smartgeräte Ihre Privatsphäre gefährden könnten. In diesem  Beitrag möchten wir über eine verwandte Technologie sprechen: Werbung per Sprachassistent. Was sind die kleinen Helfer überhaupt und was könnte bei ihrem Gebrauch schief gehen? Wir klären Sie auf.

Die Zukunft des Big Advertising

Vor gut einem Jahr war der Sprachassistent Google Home in eine interessante Geschichte verwickelt. Mehrere Nutzer beklagten sich damals darüber, dass sie nach der Verwendung der Mein-Tag-Funktion und der Abfrage der erwarteten Wetter- und Verkehrsmeldungen ohne Aufforderung einen Audioclip zum Disney-Film „Die Schöne und das Biest“ zu hören bekamen.

Ein Video des Wohnzimmer-Gadgets über das die Anzeige geschaltet wurde, verbreitete sich schnell online. Überraschenderweise bestritt ein Google-Sprecher die Tatsache, dass es sich dabei um Werbung handelte, und gab folgendes Statement zum Thema: „Das sollte keine Werbung sein.“ Der Hinweis auf den Disney-Film sei Teil der „Mein Tag“-Funktion, mit der man auf aktuelle Ereignisse hinweise.  „Denn die Schönheit des Assistenten liegt darin, dass er unsere Partner dazu einlädt, unser Gast zu sein und ihre Geschichten zu erzählen.“ Während ein Großteil der Nutzer mit Kopfschütteln auf dieses Statement reagierte, löschte Google den Audioclip schnell von allen Home-Geräten.

Gerüchten zufolge bekam Google von Disney kein Geld für diese Anzeige, die somit eine Art Experiment gewesen zu sein scheint. Wenn es allerdings eines Tages tatsächlich dazu kommen sollte, dass auf den intelligenten Sprachassistenten Werbung  geschaltet wird, würde diese höchstwahrscheinlich so aussehen, wie hier beschrieben.

Anfang des Jahres wurde davon berichtet, dass Amazon mit mehreren großen Unternehmen, darunter auch Procter & Gamble und Clorox, über die Platzierung von Sprach-Anzeigen als Reaktion auf für Nutzer relevante Anfragen verhandelt hat.

Theoretisch sind solche Anzeigen aus der Sicht eines Verkäufers deutlich verlockender als die übliche kontextbezogene Werbung. Zum einen hört sich das Ganze nicht nach Werbung an, sondern viel mehr nach einem freundlichen Rat für den Nutzer. Darüber hinaus kann der Nutzer nicht einfach weiter scrollen, wie bei Facebook beispielsweise, sondern hört dem Assistenten bis zum Ende (mehr oder weniger freiwillig) aufmerksam zu.

Und wenn man bedenkt, dass es in modernen Wohnzimmern von Amazons Echo nur so wimmelt, sind Sprachassistenten tatsächlich eine Revolution im Bereich Advertising. Amazon hat jedoch erklärt, dass das Unternehmen vorerst keine Absichten hat, Anzeigen bei Alexa zu schalten.

Was passiert mit personenbezogenen Daten?

Unserem Wissen über die Verhandlungen von Amazon mit potenziellen Werbetreibenden nach zu urteilen, scheint es, dass die Technologie, die hinter der Sprachwerbung steckt, ähnlich aussehen wird, wie die der kontextbezogenen Werbung in der Online-Suche. Diese Technologie basiert auf der Verarbeitung großer personenbezogener Daten und deren Verkauf an Werbetreibende.

Google und Amazon sind keine Neulinge auf diesem Gebiet; beide sind erfahrene Erntehelfer für alle Arten von Informationen, und Technologien zur Datenerfassung entwickeln sich noch schneller als viele der innovativsten Geräte. Gleichzeitig haben die Nutzer lange Zeit den Verdacht geäußert, dass große Unternehmen auf der Grundlage der daraus gewonnenen Daten zweifelhafte Technologien einsetzen, darunter Sprachverarbeitung und zielgerichtete Werbung.

Viele Nutzer haben sich darüber beklagt, dass ihnen, nachdem sie etwas laut ausgesprochen hatten und dann online unterwegs waren, eine kontextbezogene Anzeige, passend zum kürzlich geführten Gespräch, angezeigt wurde. Facebook und Google, die am häufigsten beschuldigten Unternehmen, bestreiten dies. Dennoch erweist sich die Technologie als vollständig implementierbar und auch das kontinuierliche Abhören der Nutzer nimmt nicht allzu großen Einfluss auf die Lebensdauer eines Handyakkus und würde damit größtenteils unbemerkt bleiben.

Die Daten, die Google und Amazon aufgrund Ihres Online-Verhaltens über Sie sammeln, reichen bereits aus, um für Sie relevante Anzeigen zu schalten. Kombinieren Sie das mit der liebreizenden Sprachausgabe des Assistenten, der Ihnen mitteilt, dass sich Ihre Lieblingscookies (natürlich die der essbaren Sorte) gleich um die Ecke befinden, oder ein neuer Laden in der Nähe eröffnet hat, der den perfekten Wein für das geplante T-Bone-Steak am Abend im Sortiment hat. Darüber hinaus können Sprachassistenten bereits Aufträge im Namen ihrer Besitzer erteilen. Fügen Sie dem Ganzen nun noch die Fähigkeit hinzu, Gespräche abhören und analysieren zu können, und die Technologie wird geradezu gruselig.

Nimmt uns die Werbung die Wahlfreiheit?

In unserer neuen Realität bezahlen wir viel von dem, was wir konsumieren, mit unseren persönlichen Daten. Voice-Ads – personalisiert, vertrauenswürdig, themabezogen und vielleicht sogar nützlich – könnten eine wahre Goldgrube für die Tech-Giganten darstellen. Aber es ist noch nicht bekannt, wie oft wir solche Anzeigen zu Ohren bekommen werden und in welchem Ausmaß sie unsere Verbraucherwahl diktieren werden.

Die beste Art der Verteidigung besteht derzeit darin, vorsichtig zu sein mit dem, was wir der Datentechnologie übergeben und welche Berechtigungen wir erteilen.

Die Sicherheitslösungen von Kaspersky Lab bieten einen Web-Tracking-Schutz, der die Menge der Informationen, die über Sie gesammelt werden können, begrenzt. Um diese Funktion zu aktivieren, gehen Sie zu den Einstellungen von Kaspersky Internet Security und aktivieren Sie die Komponente Private Browsing. Für Sprachassistenten gilt:

    • Schalten Sie das Mikrofon aus (manuell bei Amazon Echo und Google Home), um den Zugriff auf Ihre Daten zu beschränken.
    • Blockieren Sie Käufe oder schützen Sie diese in Ihren Kontoeinstellungen mit einem Passwort, so dass nichts per Sprachbefehl gekauft werden kann.
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