Wie gut sind die neuen Apple-Funktionen zur Kindersicherung?

Welche Funktionen und Einschränkungen hat Apples neue Kindersicherung? Und warum du auch künftig nicht auf Drittanbieterlösungen verzichten kannst.

Apple verstärkt seine Sicherheitsfunktionen für Kinder: Welche Auswirkungen hat das?

Anfang des Jahres kündigte Apple eine Reihe neuer Initiativen an. Das Ziel ist, eine sicherere Umgebung für Kinder und Jugendliche zu schaffen, die Apple-Geräte nutzen. Es soll beispielsweise einfacher werden, Benutzerkonten für Kinder einzurichten. Und das Unternehmen verspricht Eltern auch eine Möglichkeit, App-Entwicklern das Alter ihrer Kinder mitzuteilen und so die angezeigten Inhalte zu kontrollieren.

Laut Apple werden die Updates für Eltern und Entwickler im Verlauf des Jahres zur Verfügung gestellt. In diesem Artikel erzählen wir von den Vor- und Nachteilen der neuen Funktionen. Außerdem schauen wir uns an, was Instagram, Facebook (und der Rest von Meta) damit zu tun haben und wie die Tech-Giganten sich der Verantwortung für die psychische Gesundheit junger Nutzer entziehen.

Welche Funktionen hat die Apple-Kindersicherung bisher?

Bevor wir die von Apple versprochenen Innovationen besprechen, betrachten wir kurz den Status quo der Kindersicherung auf Apple-Geräten. Die ersten Sicherheitsfunktionen für Kinder führte das Unternehmen im Juni 2009 mit der Veröffentlichung des iPhone 3.0 ein. Seither wurden die Features Stück für Stück weiterentwickelt.

Derzeit müssen Nutzer unter 13 Jahren über einen speziellen Kinderaccount verfügen. Über diese Konten können Eltern die in Apple-Betriebssystemen integrierten Kindersicherungsfunktionen verwalten. Jugendliche können ihren Kinderaccount bis zum 18. Lebensjahr weiter nutzen. Darüber entscheiden die Eltern.

Kinderaccounts auf Apple-Geräten

So sieht das Apple-Verwaltungscenter für Kinderaccounts derzeit aus. Quelle

Und nun zu den neuen Features. Das Unternehmen hat eine Reihe von Änderungen am System der Kinderaccounts angekündigt. Dabei geht es um die Überprüfung des Elternstatus. In Zukunft soll es zudem möglich sein, das Alter eines Kindes zu bearbeiten, falls es falsch angegeben wurde. Bisher ging das für Konten von Nutzern unter 13 Jahren überhaupt nicht. Die Apple-Hilfe schlägt für solche Fällen vor, zu warten, „bis der Account auf natürliche Weise älter wird“. In Grenzfällen (Konten für ein Alter knapp unter 13 Jahren) gibt es einen Trick, um eine Änderung des Geburtsdatums zu umgehen. Solche Hacks werden aber bald überflüssig.

Die wohl bedeutendste Neuerung: Es wird einfacher, einen Kinderaccount zu erstellen. Wenn Eltern ein Gerät nicht einrichten, bevor ihr Kind unter 13 Jahren es nutzt, kann das Kind dies künftig selbst erledigen. In diesem Fall wendet Apple automatisch altersgerechte Webinhaltsfilter an und erlaubt nur vorinstallierte Apps, wie z. B. Notizen, Pages und Keynote.

Wenn das Kind den App Store zum ersten Mal besucht, um eine App herunterzuladen, muss ein Elternteil die Einrichtung abschließen. Andererseits dürfen weder App-Entwickler noch Apple selbst ohne elterliche Zustimmung Daten über das Kind sammeln.

Hier stellt sich jedoch auch technischen Laien eine logische Frage: Mein Kind könnte bei der Einrichtung ein falsches Alter angeben. Sagen wir nicht 10 Jahre, sondern 18. Was dann? Kann das Kind dann in die tiefsten und dunkelsten Winkel des Internets vordringen?

Wie Apple das Problem der Altersüberprüfung lösen will

Die wichtigste der neuen Apple-Initiativen, die Anfang 2025 angekündigt wurden, bezieht sich auf das Problem der Online-Altersüberprüfung. Der Lösungsvorschlag von Apple: Eltern können eine Alterskategorie auswählen und zulassen, dass diese Informationen während der Installation oder Registrierung an App-Entwickler weitergegeben werden.

Dadurch müssen sich Entwickler nicht mehr darauf verlassen, dass minderjährige Nutzer ihr Geburtsdatum ehrlich angeben, sondern können eine neue API zur Altersbestimmung verwenden (Declared Age Range API). Theoretisch können App-Entwickler Altersinformationen auch nutzen, um unangemessene Inhalte aus ihren Empfehlungsalgorithmen fernzuhalten.

Die API verrät den Entwicklern übrigens nur die Alterskategorie eines Kindes, nicht das genaue Geburtsdatum. Apple verspricht zudem, dass Eltern das Einverständnis zur Weitergabe von Altersinformationen jederzeit widerrufen können.

In der Praxis ist der Zugriff auf die Alterskategorie eine weitere Berechtigung, die junge Nutzer Apps erteilen können (ob sie dies tun, ist eine andere Frage). Sie ähnelt der Berechtigung zum Zugriff auf die Kamera und das Mikrofon oder der Berechtigung zum Tracking von Benutzeraktionen über mehrere Apps hinweg.

Hier liegt der eigentliche Fehler dieser Lösung. Bislang gibt Apple keine Garantie dafür, dass ein Nutzer die heruntergeladene App auch dann nicht verwenden kann, wenn er die Berechtigung für den Zugriff auf Alterskategorien verweigert.

Derzeit liegt diese Entscheidung bei den App-Entwicklern, und es hat keine rechtlichen Folgen, Kindern Zugriff auf unangemessene Inhalte zu gewähren. Darüber hinaus streben viele Unternehmen ganz aktiv an, ihr junges Publikum zu vergrößern. Denn Kinder und Jugendliche verbringen nun einmal sehr viel Zeit online (mehr Infos dazu findest du unten).

Und noch etwas Neues von Apple: Das Unternehmen hat das Altersstufensystem umgemodelt. Künftig gibt es fünf einheitliche Kategorien: 4+, 9+, 13+, 16+ und 18+. Dazu meint das Unternehmen: „Dadurch können die Nutzer genauer verstehen, ob eine App geeignet ist, und die Entwickler können ihre Apps präzise einstufen.“

Apples neues Alterseinstufungssystem

] Apple hat sein Alterseinstufungssystem aktualisiert. Es hat nun fünf Kategorien. Quelle

Verantwortung für die Online-Sicherheit von Kindern – Unstimmigkeiten zwischen Apple und Meta

Das Problem der Online-Altersüberprüfung für Kinder ist ein altes und brenzliges Thema. Eine Ausweiskontrolle bei jeder App-Nutzung wäre umständlich und würde das Publikum vergraulen.

Gleichzeitig bestehen Risiken, wenn man den Nutzern einfach vertraut. Schließlich kann auch ein Elfjähriger herausfinden, wie er sein Alter ändern kann, um sich dann ungestört bei TikTok, Instagram oder Facebook zu registrieren.

App-Entwickler und App-Stores schieben sich gerne gegenseitig die Verantwortung für die Altersüberprüfung von Kindern in die Schuhe. Auf Seiten der Entwickler plädiert Meta besonders lautstark dafür, dass die Altersüberprüfung Aufgabe der App-Stores sei. Dagegen bestehen die Stores (und insbesondere Apple) darauf, dass die Verantwortung bei den App-Entwicklern liegen sollte.

Viele halten Apples neue Initiativen in dieser Hinsicht als Kompromiss. Der Kommentar von Meta:

„Eltern sagen uns, dass sie das letzte Wort über die Apps haben möchten, die ihre Teenager verwenden. Darum unterstützen wir Gesetze, die App-Stores dazu verpflichten, das Alter eines Kindes zu überprüfen und die Zustimmung der Eltern einzuholen, bevor ihr Kind eine App herunterlädt.“

Das klingt natürlich schön, aber kann es wirklich funktionieren?

Kindersicherheit – eher unwichtig: Warum du den Tech-Giganten nicht vertrauen solltest

Sollte man die Online-Sicherheit von Kindern wirklich den Unternehmen anvertrauen, die direkt davon profitieren, dass ihre Produkte süchtig machen? Nicht die beste Idee! Auch die oben zitierten Aussagen von Meta über die von Apple vorgeschlagene Lösung zeigen, dass das Unternehmen gezielt junge Nutzer anvisiert. Übrigens waren die Aussagen nicht für die Öffentlichkeit gedacht.

Sarah Wynne-Williams war früher bei Facebook (jetzt Meta) für die Global Public Policy zuständig. Ein Beispiel aus Ihrem Buch Careless People: 2017 forderte das Unternehmen Werbetreibende dazu auf, auf allen Plattformen (darunter auch Instagram) gezielt Teenager im Alter von 13 bis 17 Jahren anzusprechen.

Damals verkaufte Facebook die Möglichkeit, jungen Menschen in psychisch labilen Phasen Werbung zu zeigen – wenn sie sich „wertlos“, „unsicher“, „gestresst“, „niedergeschlagen“, „ängstlich“, „dumm“, „nutzlos“ und „wie ein Versager“ fühlten. Das Unternehmen überwachte beispielsweise, wann weibliche Teenager Selfies löschten, um ihnen dann Werbung für Beauty-Produkte anzuzeigen.

Ein weiteres Leck enthüllte, dass Facebook aktiv Mitarbeiter einstellte, um Produkte für Kinder ab sechs Jahren zu entwickeln. Das Ziel war eine Erweiterung der Kundenbasis. Das alles erinnert ein wenig an die bewährten Vorgehensweisen von Tabakkonzernen in den 1960er Jahren.

Auch bei Apple stand die Online-Sicherheit von Kindern nie in der ersten Reihe. Lange Zeit waren die Sicherheitsfunktionen für Kinder recht bescheiden und es gab allerlei Sicherheitslücken.

Erst 2024 schloss Apple endlich ein Schlupfloch, über das Kinder Beschränkungen aushebeln konnten. Dazu reichte es nämlich, eine bestimmte, sinnlose Phrase in die Safari-Adressleiste einzugeben. Das reichte schon, um die Überwachung der Bildschirmzeit in Safari zu umgehen und ungehindert zu surfen. Die Schwachstelle wurde erstmals 2021 gemeldet. Danach dauerte es drei Jahre, bis das Unternehmen reagierte.

Inhaltskontrolle: Was Eltern wirklich hilft

Experten für Kinderpsychologie sind sich einig: Der unbegrenzte Konsum digitaler Inhalte schadet der psychischen und körperlichen Gesundheit von Kindern. Der amerikanische Psychologe Jonathan Haidt beschreibt in seinem 2024 erschienenen Buch „Generation Angst, wie die Nutzung von Smartphones und Social Media bei weiblichen Teenagern zu Depressionen, Angstzuständen und sogar Selbstverletzungen führen kann. Haidt weist auch auf die Gefahren hin, die ein übermäßiger Konsum von Videospielen und Pornografie für männliche Teenager mit sich bringt.

Apple hat vielleicht einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Aber wenn die App-Entwickler nicht mitspielen, wäre alles umsonst. Und am Beispiel von Meta zeigt sich, dass man sich auf deren Ehrlichkeit und Integrität nicht unbedingt verlassen kann.

Wenn du trotz der Apple-Innovationen Hilfe benötigst, brauchst du nicht lange zu suchen. Möchtest du kontrollieren, was und wie viel dein Kind online konsumiert, ohne dich dabei unnötig in sein Leben einzumischen? Dann ist unsere Kindersicherungslösung ein Volltreffer.

Kaspersky Safe Kids bietet Berichte und genaue Informationen zu den Aktivitäten deines Kindes in Apps und im Internet. Damit kannst du Einschränkungen individuell anpassen und der digitalen Sucht vorbeugen. Du kannst unangemessene Inhalte in Suchergebnissen herausfiltern und bei Bedarf bestimmte Websites und Apps blockieren.

Welchen Online-Bedrohungen sind Kinder noch ausgesetzt und wie lassen sich solche Gefahren neutralisieren? Unsere Lektüretipps:

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