• Lockdown zeigt Notwendigkeit einer starken internationalen Zusammenarbeit gegen Spyware und häusliche Gewalt
• Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) unter den neuen Mitgliedern der Koalition
Die Koalition gegen Stalkerware [1], die sich dem Kampf zum Schutz von Verbrauchern vor Überwachungssoftware – sogenannter Stalkerware – verschrieben hat, erhält weitere Verstärkung. Elf neue Organisationen – AEquitas mit seiner Stalking Prevention, Awareness, and Resource Center (SPARC), Anonyome Labs, AppEsteem Corporation, der bff Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, Centre Hubertine Auclert, Copperhead, Corrata, Commonwealth Peoples' Association of Uganda, Cyber Peace Foundation, F-Secure und Illinois Stalking Advocacy Center – sind neu beigetreten. Seit der Gründung im November 2019 umfasst die Koalition nun 21 Mitglieder.
Die Koalition gegen Stalkerware möchte das Fachwissen ihrer Partner in den Bereichen der Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt, Anwaltschaft für digitale Rechte und Cybersicherheit bündeln, um gegen Stalkerware vorzugehen und das Bewusstsein der Öffentlichkeit für dieses Thema zu schärfen.
Häusliche Gewalt nimmt aufgrund des Lockdowns zu
Die Notwendigkeit einer gemeinsamen Bekämpfung von Stalkerware nimmt weiter zu. Da aufgrund der COVID-19-Pandemie weltweit Ausgangsbeschränkungen verhängt wurden, nehmen die Vorfälle häuslicher Gewalt nach Angaben des in den USA ansässigen National Network to End Domestic Violence zu [2]. Auch weitere Koalitionspartner berichten von einem ähnlichen Anstieg [3], wie auch die Vereinten Nationen (UN). Anfang April erklärte die stellvertretende Generalsekretärin der UNO, Amina Mohammed, dass weltweit die negativen Folgen der verhängten Beschränkungen hauptsächlich Frauen beträfen, da deren Risiko, unter häuslicher Gewalt zu leiden, eher zunähme [4]. Neben körperlicher Misshandlung müssen viele dieser Frauen zudem Angst davor haben, durch Stalkerware auf ihren Smartphones digital überwacht zu werden. Laut einer bff-Umfrage, die von Frauenberatungs- und Vergewaltigungskrisenzentren in Deutschland durchgeführt wurde, ist dies allgemein eines der besorgniserregendsten Probleme im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt – nicht nur während der derzeitigen Pandemie [5].
„Die Fachberatungsstellen in Deutschland verzeichnen bereits seit mehreren Jahren eine Zunahme der Anwendung von Stalkerware in Verbindung mit Partnerschaftsgewalt“, konstatiert Ans Hartmann, zuständig für die Koordinierung des bff-Projekts „Aktiv: gegen digitale Gewalt“. „Während der Corona-Pandemie ist digitale Kommunikation für viele oft die einzige Kontaktmöglichkeit, die bleibt. Die Überwachung der Kommunikation und Mediennutzung durch einen gewalttätigen Partner kann zur Eskalation von Gewaltdynamiken führen und erschwert die Suche nach Unterstützung und Hilfe. Betroffene von Partnerschaftsgewalt müssen jetzt und zu jeder anderen Zeit die Möglichkeit haben, ihre Privatsphäre zu schützen und Medien gewaltfrei zu nutzen.“
Gemeinsame Anstrengungen für mehr Sicherheit und Privatsphäre
Ziel der Koalition ist es, Opfern zu helfen und die Öffentlichkeit über die Gefahren von Stalkerware aufzuklären. Deshalb haben die Gründungsmitglieder – Avira, Electronic Frontier Foundation, das Europäische Netzwerk für die Arbeit mit Tätern häuslicher Gewalt, G DATA Cyber Defense, Kaspersky, Malwarebytes, The National Network to End Domestic Violence, NortonLifeLock, Operation Safe Escape und WEISSER RING – eine zuvor nicht existierende, einheitliche Definition und klare Erkennungskritierien hinsichtlich Stalkerware geschaffen. In den ersten Monaten der Zusammenarbeit wurden durch öffentliche Reden [6], Veranstaltungen [7], Publikationen, Forschung [8] und das Sammeln von Daten der Cybersicherheitsanbieter über Stalkerware das Bewusstsein von Journalisten und Interessenvertretern für dieses Thema geschärft.
„Wir haben Bedrohung durch Stalkerware ständig im Blick. Allein im April 2020 haben wir 8.201 Nutzer weltweit identifiziert, auf deren Mobilgeräten Stalkerware installiert war“, kommentiert Tatyana Shishkova, Senior Malware Analystin bei Kaspersky. „Im April 2019 lag diese Zahl noch bei 7.736. Wir sehen, dass sich diese Statistiken von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr ändern. Wir freuen uns deshalb, dass sich weitere Organisationen der Koalition gegen Stalkerware anschließen und wir unser Wissen noch breiter innerhalb dieser Gruppe teilen können, die sich dem Schutz der Nutzer vor Stalkerware widmet. Über die Erkennung solcher Software hinaus ist weitere Forschung über den Zusammenhang zwischen digitaler Gewalt, physischer Gewalt und der geschlechtsspezifischen Komponente der Stalkerware-Nutzung wichtig. Denn nur so erhalten wir ein klareres Bild und ein besseres Verständnis für diese Problematik. Deshalb sind wir auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern innerhalb der Koalition gegen Stalkerware stolz.“
Bewusstsein schaffen – Täter entlarven
„Wir sind der Auffassung, dass jede Software, die die Handlungen von Menschen ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung verfolgt, bösartig ist. Da die Menschen, die Stalkerware kaufen, dies jedoch wissentlich tun, wissen wir auch, dass der einzige Weg zur Bekämpfung von Stalkerware nur über koordinierte und ganzheitliche Maßnahmen gehen kann“, ergänzt Dennis Batchelder, Präsident der AppEsteem Corporation, die der Koalition neu beigetreten ist. „Dabei geht es nicht nur darum, Stalkerware-Anbieter aktiv anzugehen, sondern auch diejenigen zu bestrafen, die deren Verbreitung ermöglichen. Wir freuen uns, zur Koalition gegen Stalkerware beitragen zu können und mit ihr zusammenzuarbeiten".
Um das Bewusstsein für das Thema Stalkerware weiter zu schärfen, hat die Koalition gegen Stalkerware ihr Website mit vielen Online-Ressourcen [FUSSNOTE PLUS LINK ZUR DEUTSCHEN WEBSITE EINFÜGEN] und ein erläuterndes Video [9] in sechs Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Portugiesisch und Spanisch) produziert. Ziel ist es, Opfern hilfreiche Informationen zu liefern, um Stalkerware besser verstehen und Warnsignale erkennen zu können. Das Video zeigt, wie man überprüft, ob man Opfer geworden ist, und welche Schritte man dagegen unternehmen kann. Potenziell betroffenen Nutzern empfehlen die Mitglieder der Koalition, sich unverzüglich mit lokalen Opferhilfsorganisationen in Verbindung zu setzen.
Das National Network to End Domestic Violence hat zudem eine App zur Dokumentation und Sammlung von Beweismitteln veröffentlicht. DocuSAFE [10] ist eine kostenlose App, die in englischer Sprache verfügbar ist und Opfer dabei unterstützt, Beweise für Missbrauch zu sammeln, zu speichern und weiterzugeben. Dazu zählen etwa belästigende Nachrichten, digitaler Identitätsdiebstahl oder Bilder und Videos, die häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Stalking, Belästigung und Dating-Gewalt dokumentieren. Der WEISSE RING hat im vergangenen Jahr eine ähnliche App mit dem Namen „NO STALK“ [11] lanciert, die in deutscher Sprache verfügbar ist. Diese Apps sollten nicht auf den Geräten verwendet werden, die potenziell überwacht werden, um eine Entdeckung durch den Täter zu vermeiden.
Zu den künftigen Zielen der Koalitionsmitglieder gehören unter anderem die Verbesserung der Erkennung und Eindämmung von Stalkerware, die Entwicklung von Best Practices für ethische Software-Entwicklung und die Verbesserung technischer Möglichkeiten für Opfer und Interessenvertretungen.
Weitere Informationen zur Koalition gegen Stalkerware sind verfügbar unter https://stopstalkerware.org/de/
[1] https://stopstalkerware.org/de/
[2] https://www.wired.com/story/covid-19-coronavirus-domestic-violence/
[3] In Frankreich erklärt das Centre Hubertine Auclert, dass die Anrufe bei der wichtigsten Hotline für Opfer häuslicher Gewalt (Helpline 3919 der Fédération Nationale Solidarité Femmes) um 50 Prozent angestiegen sind. In Indien verweist die Cyber Peace Foundation auf die National Commission for Women (NCW) auf 587 entsprechende Vorgänge über ihre Helpline-Nummer und ihr Online-Portal seit der im März in Kraft getretenen Ausgangssperre. Darüber hinaus gibt die Cyber Peace Foundation an, dass 89 Prozent der bei Justizbehörden gemeldeten Fälle häusliche Gewalt betrafen. In Europa berichtete das European Network for the Work with Perpetrators of Domestic Violence (WWP-EN), dass seine Mitglieder über einen deutlichen Anstieg der Aktivitäten berichteten.
[4] https://news.un.org/en/story/2020/04/1061132
[6] https://www.ted.com/talks/eva_galperin_what_you_need_to_know_about_stalkerware?language=en
[7] https://stopstalkerware.org/2020/05/06/coalition-against-stalkerware-presents-at-enigma-2020/
[8] https://www.kaspersky.com/blog/monitorminor-stalkerware/34060/
[9] https://www.youtube.com/watch?v=L3Ww-uWXw7M
[10] https://www.techsafety.org/docusafe
[11] https://nostalk.de/
Nützliche Links:
- Website der Coalition against Stalkerware: https://stopstalkerware.org/de/
- Präsentation zur Coalition Against Stalkerware: https://media.kasperskydaily.com/wp-content/uploads/sites/92/2019/11/18053214/Kaspersky_Coalition_The-state-of-stalkerware-in-2019_ENG_fin.pdf
- Video „Was ist Stalkerware?“: https://www.youtube.com/watch?v=L3Ww-uWXw7M
- Kaspersky-Blog zu Stalkerware: https://www.kaspersky.de/blog/stalker-programme-auf-dem-vormarsch/20296/
Über Kaspersky
Kaspersky ist ein internationales Cybersicherheitsunternehmen, das im Jahr 1997 gegründet wurde. Die tiefgreifende Threat Intelligence sowie Sicherheitsexpertise von Kaspersky dient als Grundlage für innovative Sicherheitslösungen und -dienste, um Unternehmen, kritische Infrastrukturen, Regierungen und Privatanwender weltweit zu schützen. Das umfassende Sicherheitsportfolio des Unternehmens beinhaltet führenden Endpoint-Schutz sowie eine Reihe spezialisierter Sicherheitslösungen und -Services zur Verteidigung gegen komplexe und sich weiter entwickelnde Cyberbedrohungen. Über 400 Millionen Nutzer und 250.000 Unternehmenskunden werden von den Technologien von Kaspersky geschützt. Weitere Informationen zu Kaspersky unter http://www.kaspersky.de/