Der Einsatz digitaler Kontrolle durch Überwachungs-Software, insbesondere in der Partnerschaft, nimmt zu. Anlässlich des zweiten Jahrestages der von Kaspersky mitbegründeten Koalition gegen Stalkerware [1] gab das Unternehmen deshalb die weltweite Online-Umfrage „Digital stalking in relationships“ [2] unter mehr als 21.000 Teilnehmern in 21 Ländern in Auftrag – darunter 1.000 Personen in Deutschland – im Rahmen derer die persönliche Einstellung hinsichtlich Datenschutzrichtlinien und digitalem Stalking in Beziehungen thematisiert wurde. Besorgniserregend ist die in Teilen vorhandene Akzeptanz für den Einsatz von Stalkerware: Während mehr als drei Viertel der deutschen Umfrageteilnehmer (78 Prozent) es für nicht akzeptabel betrachtet, den Partner ohne dessen Zustimmung zu überwachen sehen darin 9 Prozent kein Problem und 13 Prozent finden dies unter bestimmten Umständen sogar durchaus vertretbar.
Stalkerware ermöglicht es einem Täter, das Privatleben einer anderen Person über ein mobiles Endgerät, ohne die Zustimmung des Opfers, digital zu überwachen.
Zu den von den Befürwortern in Deutschland angegebenen Gründen zählen:
Darüber hinaus zeigt die Studie von Kaspersky (September 2021) über digitales Stalking in Beziehungen, dass 9 Prozent der Befragten in Deutschland von ihrem Partner schon dazu aufgefordert wurden, eine Überwachungs-App zu installieren und 20 Prozent der Umfrageteilnehmer haben bereits digitalen Missbrauch durch den eigenen Partner erfahren.
Die Studie wurde von Experten für häusliche Gewalt aus anderen Mitgliedsorganisationen der Koalition gegen Stalkerware beratend begleitet: darunter Australiens nationaler Dachverband für Dienste gegen häusliche Gewalt, Wesnet [3], die Frauenrechtsorganisation Centre Hubertine Auclert in Frankreich [4], das National Network to End Domestic Violence (NNEDV) in den USA [5]; die Opferhilfsorganisation Refuge in Großbritannien [6] und WWP EN [7], der europäische Dachverband für Täterprogramme.
„Es ist gefährlich, die Ausübung jeglicher Art von Kontrolle über einen Partner mit dem Verdacht auf Untreue zu rechtfertigen“, betont Berta Vall Castelló, Research & Development Manager, European Network for the Work with Perpetrators of Domestic Violence (WWP EN). „Präventionskampagnen, die sich mit den Themen Kontrollzwang, Eifersucht und Untreue befassen, sind ein wertvolles Instrument gegen diese Verhaltensweisen.“
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Online-Überwachung eine weitere Möglichkeit zur Ausübung von Zwangskontrolle in intimen Beziehungen sein kann. Bei Stalkerware handelt es sich um kommerziell erhältliche Software, die heimlich auf einem Endgerät installiert wird und Zugang zu einer Reihe persönlicher Daten wie Gerätestandort, Browserverlauf, Textnachrichten oder Chats in Sozialen Medien bietet. Deshalb ist es wenig überraschend, dass Stalkerware als weiteres, digitales Instrument in missbräuchlichen Beziehungen eingesetzt wird.
„Ich empfehle jedem, der Stalking erlebt – sei es im realen Leben oder durch Stalkerware – und das Gefühl hat, es könnte unsicher oder gar gefährlich sein, den Täter zu konfrontieren, dringend, sich an eine Organisation für häusliche Gewalt zu wenden, um Rat und Unterstützung zu erhalten“, betont Karen Bentley, Chief Executive Officer von Wesnet, Australiens nationalem Dachverband gegen häusliche Gewalt.
„Das National Network to End Domestic Violence begrüßt die Initiative von Kaspersky, um das Verständnis für den Datenschutz und die Verwendung von Stalkerware in intimen Partnerbeziehungen zu verbessern“, kommentiert Erica Olsen, Director of Safety Net, National Network to End Domestic Violence (NNEDV). „In diesem Bereich werden mehr Daten benötigt. Wir freuen uns darauf, dass diese Informationen genutzt werden, um die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre von Betroffenen zu verbessern.“
In Anlehnung an die Erkennungskriterien der Koalition gegen Stalkerware [8] hat Kaspersky analysiert, wie viele Nutzer in den ersten zehn Monaten in diesem Jahr bislang von Stalkerware betroffen waren: Von Januar bis Oktober 2021 waren weltweit fast 28.000 mobile Nutzer betroffen, darunter auch 885 Fälle in Deutschland.
Nach Angaben von Kaspersky sind Russland, Brasilien und die USA nach wie vor weltweit die am stärksten betroffenen Länder. Auch in Europa hat sich die Situation nicht verändert: In Deutschland, Italien und Großbritannien gibt es noch immer die meisten Betroffenen von Stalkerware.
Vor zwei Jahren, im November 2019, wurde die Koalition gegen Stalkerware von zehn Organisationen gegründet. Heute zählt sie über 40 Mitglieder mit Experten, die in verschiedenen relevanten Bereichen – einschließlich der Unterstützung von Opfern und Tätern, der Verteidigung digitaler Rechte, IT-Sicherheit, Wissenschaft, Sicherheitsforschung und Strafverfolgung – tätig sind. In diesem Jahr konnte die Koalition neue Unterstützer und Mitglieder [9] begrüßen, darunter INTERPOL, das Tor-Projekt, Refuge UK und Wesnet. Darüber hinaus hat sie – gemäß ihrer Gründungsaufgaben – eine neue technische Schulung über Stalkerware [10] eingeführt, die dazu beitragen soll, den Aufbau von Kapazitäten bei gemeinnützigen Organisationen zu fördern, die mit Opfern, Strafverfolgungsbehörden und anderen relevanten Parteien zusammenarbeiten.
Weitere Informationen über andere Aktivitäten, an denen Mitglieder der Koalition beteiligt sind, auf der Website der Koalition gegen Stalkerware: https://stopstalkerware.org/de/
[1] https://stopstalkerware.org/de/
[2] https://kas.pr/5vn5 Im Rahmen der Untersuchung durch Sapio Research wurden 21.055 Personen aus 21 Ländern befragt, die aktuell in einer Beziehung leben oder gelebt haben. Die Befragungen wurden im September 2021 im Rahmen einer Online-Umfrage durchgeführt, zu der per E-Mail eingeladen wurde.
[4] https://www.centre-hubertine-auclert.fr/
[6] https://www.refuge.org.uk/
[7] https://www.work-with-perpetrators.eu/
[8] https://stopstalkerware.org/information-for-tech-companies/
[12] https://www.work-with-perpetrators.eu/destalk
[13] https://kas.pr/stalkerwareuk
[14] https://www.kaspersky.de/android-security