Threads nutzen: Ja oder nein? Alles eine Frage der Privatsphäre!

Wie Sie sicher schon gehört haben, hat Mark Zuckerberg einen Twitter-Konkurrenten unter dem Namen Threads ins Leben gerufen. Im Anschluss möchten wir einen Blick auf die Privatsphäre der neuen Plattform werfen.

Was ist Threads und wie funktioniert es?

Threads ist kein vollständig unabhängiges soziales Netzwerk. Technisch gesehen ist es lediglich eine Erweiterung von Instagram, die in eine separate App ausgegliedert wurde. Um die meisten Funktionen von Threads nutzen zu können, benötigen Sie ein Instagram-Konto: Es bildet die Grundlage für Ihr Threads-Profil.

Die Threads-App selbst ähnelt Twitter ungemein. Stellt man die beiden Apps gegenüber, sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich, sobald das Vogel-Symbol oder Zuckerbergs verschnörkelter Schnürsenkel vom Bildschirm verschwinden.

Welche App gehört zu welchem Netzwerk?

Beiträge können in der Threads-App oder über die Webversion threads.net gelesen werden (nicht zu verwechseln mit der Website threads.com, die den Entwicklern eines Slack-ähnlichen Messenger-Dienstes gehört). Die Nutzung der Website ist jedoch, gelinde gesagt, umständlich: Es gibt weder einen Feed noch eine Suchfunktion, sondern nur die Möglichkeit, direkten Links zu den Profilen oder einzelnen Beiträgen zu folgen (nach denen man übrigens erst suchen muss). Falls Sie jemals versucht haben, die Website von Instagram zu nutzen, wissen Sie, wovon wir sprechen.

Ohne die App ist das Posten von Beiträgen bei Threads nicht möglich. Zum einen kann man sich auf der Website nicht einmal anmelden, sondern findet auf der Hauptseite lediglich den Hinweis „Get the app“ und Links zu Google Play und dem App Store sowie einen QR-Code. Ohne die App und ein Instagram-Konto geht also nichts (zumindest vorerst – mehr dazu weiter unten).

Vorerst benötigen Sie die App zur Verwendung von Threads

Betrüger lieben Threads schon jetzt

Aufgrund der bescheidenen Funktionalität der Website ist Threads für Betrüger ein gefundenes Fressen. Unsere Experten haben bereits Phishing-Seiten entdeckt, die die Webversion des sozialen Netzwerks imitieren und die Logins und Passwörter der Nutzer sammeln – die mindestens mit den Login-Daten für Instagram übereinstimmen.

Darüber hinaus wird der so genannte „Threads Coin“ bereits als Kryptowährung im Internet verkauft. Und scheinbar verstehen nicht einmal seine Schöpfer selbst den Nutzen dieser Coins, die vage versprechen, „Nutzer mit dem Metaverse zu verbinden“.

Eine weitere Betrugsmasche verspricht, Zehntausende von Followern für ein neu erstelltes Threads-Konto zu generieren. Das offensichtliche Ergebnis der Teilnahme an solchen Machenschaften ist der Verlust von Geld und persönlichen Daten.

Wie viele Daten sammelt Threads?

Alle mit Mark Zuckerberg verbundenen Projekte sind dafür bekannt, dass sie übermäßig datenhungrig sind. Wahrscheinlich kann nur das allgegenwärtige Google mit dem Zuckerberg-Imperium konkurrieren, wenn es um das Sammeln persönlicher Informationen geht.

Threads scheint da keine Ausnahme zu sein: Der Beschreibung im App Store zufolge sammelt das soziale Netzwerk alle Nutzerdaten, die es in die Finger bekommt. Dabei sind jedoch ein paar Nuancen zu beachten. Erstens: Die Liste der gesammelten Daten ist identisch mit der von Instagram.

Datenkategorien, die von Threads und Instagram erfasst werden

Zweitens: Die Liste wurde von den App-Entwicklern selbst verfasst, weshalb sie nicht unbedingt vollständig wahr sein muss. Und offenbar werden darin derzeit einige Datenkategorien aufgeführt, auf die Threads bislang keinen Zugriff verlangt. So wird beispielsweise der Zugriff auf den Standort erwähnt, aber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels fordert die App diese Berechtigung bisher nicht an.

Berechtigungen für Threads und Instagram-Apps

Wie sieht es mit Twitter aus?

Das soziale Netzwerk, das Zuckerberg aus dem Rennen werfen will, sammelt ebenfalls Nutzerdaten, als gäbe es kein Morgen. Wer hätte das gedacht?! Hier ist die entsprechende Liste für die Twitter-App, die freundlicherweise wieder vom App Store zur Verfügung gestellt wurde:

Datenkategorien, die von Twitter gesammelt werden

In diesem Zusammenhang sollten wir erwähnen, dass Twitter in den letzten Jahren hart daran gearbeitet hat, die Interaktion für nicht angemeldete Nutzer zu erschweren. Um Tweets anderer Leute lesen zu können, ist es ratsam, ein eigenes Twitter-Konto zu haben – in dieser Hinsicht ist Musks Vogel also nicht besser als Zuckerbergs Schnörkel.

Twitter bleibt jedoch (vorerst) im Vorteil – mit einer voll funktionsfähigen Webversion, die Ihnen die Möglichkeit bietet, sich gegen einige der datenverarbeitenden Praktiken zu wehren, indem Sie einen privaten Browser nutzen.

Sollten sich Instagram-Nutzer ein Threads-Profil zulegen?

Wie bereits erwähnt, verfügen Threads und Instagram über die gleiche Berechtigungsliste. Wenn Sie also bereits Instagram nutzen und sich an der Menge der Daten, die Zuckerberg über Sie sammelt, nicht stören, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen: Die Threads-App wird keine zusätzlichen Informationen über Sie sammeln. Ihre Beiträge liest sie aber trotzdem.

Momentan machen jede Menge Horrorgeschichten die Runde, die besagen, dass Threads-Nutzer, die den Dienst nicht mehr nutzen wollen, auch ihr Instagram-Konto verlieren. Andernfalls wird es angeblich schlichtweg nicht möglich sein, das Twitter-Pendant zu löschen. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es keine Threads-Konten im eigentlichen Sinne gibt (etwas zu löschen, was gar nicht existiert, könnte in der Tat schwierig sein) – es gibt lediglich Threads-Profile, die mit Instagram-Konten verknüpft sind. Ihr Profil kann nicht gelöscht, sondern nur deaktiviert werden. Danach sind alle App-basierten Informationen für andere Nutzer nicht mehr sichtbar. In der Praxis unterscheidet sich dies kaum vom Löschen des Kontos.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Sie bereits Instagram nutzen, müssen Sie keine Angst haben, ein Threads-Profil zu erstellen. Wenn Ihnen die App aus irgendeinem Grund nicht gefällt, können Sie Ihr Profil deaktivieren, und alles, was Sie dort veröffentlicht haben, wird verborgen.

Lohnt sich eine Anmeldung bei Instagram, um Threads zu nutzen?

Wenn Sie kein Instagram-Konto besitzen, aber beschlossen haben, sich eines zuzulegen, um Threads nutzen zu können, dann sollten Sie sich das vielleicht noch einmal überlegen; vor allem dann, wenn der Datenschutz der Hauptgrund dafür war, dass Sie sich bisher von Instagram ferngehalten haben.

Threads verspricht die Möglichkeit, dem Fediverse (einem dezentralen Verbund unabhängiger sozialer Netzwerke) über das ActivityPub-Protokoll beizutreten. Diese Funktion ist zwar noch nicht verfügbar, aber die Entwickler von Threads planen angeblich, sie der Plattform hinzuzufügen.

Somit kann man auf Threads nicht nur posten, ohne ein Profil zu erstellen, sondern auch ohne ein Instagram-Konto zu besitzen oder gar eine von einem Zuckerberg-Unternehmen entwickelte App zu installieren. Sie können stattdessen ein alternatives, weniger datenhungriges soziales Netzwerkkonto verwenden. Allerdings muss man warten, bis die Funktion implementiert ist.

Alternativen zu Twitter und Threads

Die primäre Alternative zu Threads und Twitter ist Mastodon. Das soziale Netzwerk ist bereits Teil des Fediverse und unterstützt ActivityPub (in Zukunft wird es also möglich sein, Threads-Beiträge über Mastodon zu lesen und zu schreiben). Ein weiterer großer Pluspunkt ist, dass die Mastodon-App so gut wie keine Nutzerdaten sammelt. Und es gibt eine Vielzahl von Mastodon-Client-Apps, aus denen Sie wählen können.

Außerdem empfehlen die Journalisten des Magazins Wired einige andere Alternativen zu Twitter und Threads: Bluesky, Hive Social und Spill. Alle diese Microblogging-Plattformen sammeln wesentlich weniger Nutzerdaten als Threads oder Twitter. Allerdings unterstützen sie ActivityPub nicht.

In unserem nächsten Beitrag erfahren Sie, wie Sie die Privatsphäre in Zuckerbergs potenziellem Twitter-Nachfolger verbessern können, wenn Sie Threads ausprobieren möchten. Wir empfehlen außerdem die Nutzung eines zuverlässigen VPN, um sicher im Internet zu surfen.