Fliegendes Internet: Wer braucht es und warum

Facebook startet Aquila, eine solarbetriebene Drohne, die ihren Jungfernflug letzte Woche machte. Warum benötigt das soziale Netzwerk seine eigene Drohne und wie ist sie mit dem Projekt Google Loon verbunden?

Letzte Woche postete Facebook ein Video des Jungfernflugs seiner solarbetriebenen Drohne Aquila. Das Flugzeugdesign ist vom Typ Nurflügel, mit einer Flügelspannweite, die der der Boeing 737 nahekommt, und ist mit Solarplatten bedeckt.

Facebook Aquil vs Google Loon

Neben Solarplatten ist die Drohne mit Akkus ausgestattet, die nachts als Energiequelle dienen. Säulen halten die vier Elektromotoren, die Propeller rotieren. Es gibt auch einen Bordcomputer, der das Flugzeug durch festgelegtes Gebiet steuert, und ebenfalls für die Kommunikation mit dem Boden zuständig ist.

Um den Leichtbau der Drohne zu unterstützen, hat sie keine Räder und verwendet eine spezielle Radplattform, die von einem Fahrzeug gezogen wird. Insgesamt kann sie keine Schwerlast befördern, und ist völlig unbrauchbar zum Transport von Passagieren oder Lasten. Aber sie wurde schließlich für einen anderen Zweck gebaut.

Ihr größter Vorteil ist ihre Fähigkeit, lange Strecken ohne Landung fliegen zu können. Während ihres Probeflugs landete Aquila über zwei Wochen nicht; kommerzielle Drohnen würden — so die Projektentwickler — in der Lage sein, über Monate in der Luft zu schweben, und nur für gelegentliche Wartung zu landen.

Vom technischen Standpunkt aus ist die Drohne recht simpel. Wenn sie sich in der Luft befindet, schwebt sie beinahe nur durch Aufwind, wie ein Segelflugzeug. Die verfügbare Solarleistung ist mehr als genug, um die Drohne andauernd in Betrieb zu halten.

Der Energieüberschuss wird dazu verwendet, um die „Nutzlast-“ Elemente an Bord mit Energie zu versorgen — wie meteorologische Sensoren oder eine Kamera. Jedoch ist Aquilas wahre Bestimmung, als extrem niedrig fliegender Satellit abgelegenen Gebieten, die keinerlei Netzabdeckung haben, Konnektivität bereitzustellen. Wie ein Satellit, ist die Drohne von Facebook durch einen Laser mit der Bodenstation, anderen Client-Geräten und Drohnen verbunden, und ermöglicht durch diesen „Relais-“ Ansatz eine Verbindung mit der nächstgelegenen Bodenstation.

Der Unterschied zwischen dieser Drohne und einem Satelliten ist die Höhe: Normalerweise befinden sich Satelliten auf einer Höhe von Tausenden von Metern über dem Erdboden. Die Drohne von Facebook schwebt in ein paar hundert Metern über dem Erdboden. Das bedeutet, dass Daten auf einer höheren Rate und günstiger ausgetauscht werden. Um es einfach auszudrücken, ist die Verwendung von Satelliten, um abgelegene Regionen mit Konnektivität zu versorgen, so effizient, wie eine Nuss mit einem Vorschlaghammer zu öffnen, da Konnektivität in einigen abgelegenen Dörfern im Regenwald benötigt wird, aber nicht für das ganze Amazonasbecken oder ganz Südamerika.

Es ist Zeit, Project Loon von Google zu erwähnen, das im Wesentlichen mit Basisstationen, die auf Ballons positioniert werden, funktioniert. Wie die Facebook-Drohnen, verbinden sie Nutzer und stellen mithilfe von Funkverbindungen einen Internetzugriff bereit. Die Ballons haben jedoch weniger Mobilität: sie sind statisch, mit Bezug zum Boden. Dies erreichen sie mithilfe der zuvor erwähnten Aufwinde, mit denen sie manövrieren, und pumpen sich leicht auf bzw. lassen Luft ab, um die Höhe anzupassen.

Diese Aufgabe wird von einem Bordcomputer ausgeführt, der relevante Daten von anderen Ballons empfängt. Das bedeutet, dass das System Luftstromdaten wahrnimmt, und sie verwendet, um sicher zu stellen, dass sich der Ballon stets in einer atmosphärischen Zone befindet. Der wichtigste Punkt hierbei ist, dass die Basisstation nicht länger benötigt wird, um statisch zu bleiben: Letztendlich kann man auf mobile und WLAN-Netzwerke zugreifen, wenn man sich bewegt. Wenn die Distanz nicht mehrere Kilometer überschreitet, würde selbst ein Flugzeug oder ein Ballon von jeder, auch engstrahlenden Antenne „gesehen“ werden. Wie eine Studie aus 2015 belegte, wären Ballons von Google in der Lage, über 100 Tage in einer Höhe von 18km und ohne Aufladen in der Luft zu bleiben.

Jedoch kommt eine Frage auf: Warum sollten sich Internetunternehmen und nicht Netzbetreiber darum kümmern? Letztendlich ist es die Aufgabe der Letzteren, Netzabdeckung anzubieten. Aber hier ist die Wahrheit. Die Mehrheit der Bevölkerung der Industrieländer ist bereits mit dem Internet verbunden, während ländliche Gegenden mit geringerer Internetverbreitung meist aus Drittweltländern stammen, die eine extrem eingeschränkte Infrastruktur besitzen, einschließlich solcher Ressourcen wie Elektrizität. Man kann Akkus mit einem Dieselgenerator aufladen, aber es gibt keine durchgängige Verfügbarkeit von Elektrizität.

Es liegt auch an der Armut der Menschen dort, und daran, dass kein Betreiber in ein Netzwerk-Backbone investieren würde, da es unwahrscheinlich ist, dass seine Investition rentabel sein könnte.

Auch Facebook und Google brauchen diese Menschen. Die Unternehmen können weiteres Wachstum nur durch den Gewinn neuer User erreichen und brauchen daher neue Verbindungen. Da also alle Nutzer aus Regionen mit hoher Verbreitung von Internet schon im Spiel sind, müssen neue Nutzer gefunden werden, die Onlinewerbung empfangen, was die Haupteinnahmequelle dieser Unternehmen ist.

Es ist klar, dass die Nutzer auf der anderen Seite der „digitalen Grenzlinie“ nicht in der Lage sind, Internetgebühren zu zahlen. Letztendlich wäre das auch nicht nötig; da TV-Übertragung kostenlos ist, werben Fernsehkanäle mit Produkten, Diensten, Personen und Ideen, wodurch sich die Investition in Rundfunkinfrastruktur und Inhaltserstellung eventuell auszahlt.

Und stellen Sie sich vor, wie viele Daten von Milliarden von neuen Nutzern Internetunternehmen zu Verfügung stehen würde, sobald die User soziale Medien oder Suchmaschinen nutzen! Es ist im Grunde die Idee einer wahren Weltherrschaft. Wenn sie ermöglicht, die Weltmacht in den Händen zu halten, scheint eine zunächst verrückte Idee, die auf eigenartigen Flugobjekten basiert, ein produktives Konzept.

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