Sind aktuelle Smartphone-Betriebssysteme sicher?

Wie die Veröffentlichung voniOS 8 und Tizen den Smartphone-Markt und die Sicherheitslandschaft beeinflusst.

Es passierte fast gleichzeitig: Apple hat ein aktuelles Update für sein mobiles Betriebssystem – iOS 8 – veröffentlicht, während der Hauptkonkurrent Samsung seinen Willen, Geräte mit dem neuen Tizen-Betriebssystem zu produzieren, bekräftigt hat. In der Zwischenzeit war von Google und Android nichts zu sehen – vielleicht hatten die gerade Zigarettenpause oder so. Doch auch wenn der mobile Elefant keine Neuigkeiten zu vermelden hatte, gibt es dennoch viel zu besprechen.

Apples neues iOS

Das Wichtigste hier ist der klare Trend zu mehr Offenheit und Anpassbarkeit. Ziemlich unerwartet hat sich Apple nämlich entschlossen, Drittanbietern und Entwicklern zu erlauben, (i) die Standard-Bildschirmtastatur mit einer eigenen zu ersetzen, (ii) das Touch-ID-Interface zu nutzen, (iii) ihre Widgets in das Benachrichtigungs-Center zu integrieren, (iv) die Art der Daten, die zwischen Apps ausgetauscht werden können, zu erweitern (inklusive ganzer APIs für Entwickler bestimmter Haushalts– und Gesundheits-Apps) und noch viel mehr.

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All das musste natürlich früher oder später passieren. Immerhin ist der Wettbewerb mit anderen Betriebssystem-Entwicklern nicht gerade leicht. Die einzige Möglichkeit war, flexibler zu werden. Beobachten Sie das einfach weiter: In ein paar Jahren könnte Safari sein Monopol als Standard-Browser verlieren. Und das bilde ich mir nicht ein – wer hätte zum Beispiel schon den Stimmungswechsel in Bezug auf externe Bildschirmtastaturen vorausgesehen?

Vor dem Hintergrund der traditionellen Jubelschreie von Apple-Fans hat die Opposition aber nicht einmal gegrummelt, und das trotz all der interessanten Informationen, die als Reaktion auf die Enthüllungen von Apple auftauchten. ZDNet veröffentlichte zum Beispiel eine kuriose Analyse dazu, wie sich die neuen Funktionen aufgrund der vergrößerten Angriffsfläche auf die Sicherheit auswirken. Ars Technica hat recht schnell einen Vergleich der ’neuen‘ Funktionen mit verschiedenen Android-Funktionen veröffentlicht und bei den Lesern damit ernste Zweifel über den Erfindungsreichtum der Jungs aus Cupertino aufgeworfen. Aber davon abgesehen hörte man nichts vom üblichen Geschrei á la „Was zum…??? Unter Steve Jobs hätte es das nicht gegeben!“

Lassen Sie uns also kurz ansehen, wie Apple die Zügel in der Hand halten und die Sicherheit aufrecht erhalten will. Das System, neue Apps zu prüfen, wird nicht geändert werden, allerdings wird es für Apple noch schwerer, Apps mit schädlichen Funktionen auszusortieren. Die neue Programmiersprache Swift scheint schon früh in der App-Entwicklung Fehler der Programmierer auszuschließen, allerdings wird Swift nicht die einzige – vorgeschriebene – Entwicklungsumgebung sein (‚Suchen Swift-Programmierer mit mindestens drei Jahren Erfahrung‘). Ich bin immer noch mit Eugene Kaspersky einer Meinung, dass Apple seinen Sicherheitsansatz ändern muss.

Tizen

Tizen. Tizen? Was ist Tizen?! Alle, die nicht extra in die Bücherei auf Wikipedia gehen wollen, hier ganz kurz die Erklärung: Tizen ist ein Halbbruder von Android, Linux ist sein Stiefvater – oder so ähnlich.

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Mir sind die konkreten technischen Gründe für die Entwicklung dieses Betriebssystems nicht ganz klar. Damit meine ich: Was bietet es, das nicht auch schon Android bietet? Es scheint, als wäre es entwickelt worden

  • um weniger von Google abhängig zu sein,
  • den größten Anteil von Daten, Verkehr und anderer nicht-personalisierter Informationen über die Anwender zu erhalten,
  • und freier bei der Wahl der Ziele, und wie sie erreicht werden können, zu sein.

Auf der anderen Seite wird Tizen nicht das Problem von Androids Fragmentierung lösen (sprich: den Mischmasch der Versionen), aber dafür alle typischen Fehler von Projekten mit kollektiver Kreativität erben – wenn jeder Teilnehmer versucht, selbst das größte Kuchenstück zu bekommen (es gibt bereits zehn Hauptsponsoren für Tizen).

Noch widersprüchlicher ist die Position von Samsung. Das Unternehmen hat sein Bada-Betriebssystem vom Markt genommen, obwohl es eigentlich ganz gut lief (im Jahr 2012 hat es Windows Phone bei der Popularität überholt) und Samsung ganz einfach ein Ökosystem dazu hätte aufbauen können, das dem von Apple ähnlich gewesen wäre – aber ohne die Probleme von Apple. Doch jetzt sieht es so aus, als hätte Samsung noch einmal von vorne angefangen (inklusive dem Umzug zum neuen Tizen Store und Millionenkosten für die Förderung von Entwicklern). Und nun sind eine Menge Konkurrenten mit an Bord!

Ist Tizen der Anfang vom Ende für Android? Wird Tizen Android von den Geräten der Hersteller vertreiben?

Wahrscheinlich zweimal nein.

Tizen wird sich wohl auf Haushaltsgeräten ganz gut schlagen, bei denen die dynamische Entwicklung von Funktionen nicht so wichtig ist, wie Stabilität, geringe Fragmentierung und die Möglichkeit, die Plattform selbst weiter zu entwickeln. Open-Source-Code ermöglicht eine genaue Prüfung auf Sicherheitslücken – das ist gut für die Anwender (wenn Samsung & Co. dann auch schnell Patches zum Schließen neu entdeckter Sicherheitslücken ausliefern).

Android wird das dominante Betriebssystem auf Smartphones und Tablets bleiben; und es ist gut möglich, dass der Marktanteil von Tizen schnell wieder auf Null fällt – außer es wird stark in die Entwicklung eines guten Ökosystems investiert (Apps, App Store, Entwicklergemeinschaft usw.). Doch das ist, wie man bei Microsoft und seinem Windows Phone gesehen hat, nicht ganz einfach – selbst für sehr große Firmen. Und während die Konvertierung von Apps von Android auf Tizen recht unkopmliziert geht (BTW: wir haben kürzlich die Beta-Version unserer neuen Antiviren-Lösung auf der Tizen Developer Conference 2014 vorgestellt), wird das Ganze dennoch nur dann zu einer Massenbewegung, wenn es sich für jeden auf Herstellerseite wirklich lohnt.

Und was ist mit Google? Google lässt der ganze Wirbel ziemlich kalt. Android dominiert den Markt weiterhin durch die Zahl der verkauften Geräte und hat mittlerweile auch mit iOS in Bezug auf den erzeugten Datenverkehr aufgeschlossen. Deshalb sieht es für Eugene Kasperskys Wette nach wie vor gut aus J.

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