Niederländische Hackerin, Cyberpolitik und die Anatomie authentischer Fake News

Kaspersky Lab reicht Klage wegen übler Nachrede gegen die niederländische Tageszeitung De Telegraaf und einen niederländischen Politiker ein.

Vor fast 21 Jahren begann meine Mission, die Welt zu einem besseren und vor allem sichereren Ort zu machen. Heute können wir mit Stolz sagen, dass unsere Cybersicherheitslösungen das digitale Leben von über 400 Millionen Verbrauchern und 270.000 Unternehmen auf der ganzen Welt schützen. Wie viele andere Unternehmen, deren Ziel es ist, das Leben ihrer Mitmenschen zu verbessern und angenehmer zu gestalten, wissen auch wir, dass Großunternehmen mit einer bedeutenden Reichweite deutlich anfälliger für Kritiken Außenstehender sind, als vergleichbare Unternehmen mit geringerer Reichweite. In unserem Fall spiegeln sich diese Kritiken in einer falschen Medienberichterstattung wieder. Und in der heutigen Zeit der „Mediendemokratie“ und Fake News wird die Situation zunehmend schlimmer.

Seit fast vier Jahren veröffentlichen einige US-amerikanische Medien bis zum Himmel stinkende Geschichten über Cyberverschwörungen, die von Mitarbeitern des Geheimdienstes und unserer Wenigkeit gegen die „freie Welt“ ausgeheckt wurden.

Es gibt Hinweise darauf, dass ein niederländischer Politiker hinter einer falschen Anschuldigung gegenüber Kaspersky Lab in der größten niederländischen Tageszeitung steckt.

All diese Geschichten über uns folgen einem und demselben Schema. Dementsprechend sind ihre Grundstrukturen und Rhetoriken auch immer identisch:

  • Nicht identifizierte US-Geheimdienstmitarbeiter teilen bestimmte „schockierende Details“ über [bitte einfügen] mit einigen wenigen Vertretern eines bestimmten Medienunternehmens;
  • Es werden größtenteils anonyme Quellen verwendet; alle genannten „Quellen“ sind inkompetent/unqualifiziert;
  • Es werden keinerlei Beweise für ein Fehlverhalten unsererseits präsentiert (logisch, da es kein Fehlverhalten gibt);
  • Verzerrung der Realität basierend auf dem Paretoprinzip;
  • Diese Mediengeschichten dienen dann als Grundlage für politische Entscheidungen (Beweis).

Übrigens fragen Sie sich vielleicht, warum wir in den USA nie rechtliche Schritte in die Wege geleitet haben, wenn alle Geschichten über uns tatsächlich falsch sind. Die kurze Antwort darauf lautet, dass die US-Gesetzgebung es einem nicht gerade leicht macht, die Wahrheit über eine solche Geschichte aufzudecken. In der Zwischenzeit haben wir mit der sogenannten „Mediendemokratie“ zu kämpfen; mit „Nachrichten„, die in Wirklichkeit überhaupt keine Nachrichten sind, sondern lediglich als Mittel dienen, den Lesern die Bilder eines „Feindes“ einzuflößen, um so die grundlegende Meinung eben dieser Leser zu beeinflussen. Aber damit hört es noch längst nicht auf. Diese „Nachrichten“ werden dann verwendet, um hochrangige politische Schritte gegen ein Unternehmen zu rechtfertigen, das auf dem Weg zur Unbeliebtheit als nächstes auf der Liste steht. In letzter Zeit wird nämlich nicht nur gegen KL gewettert; auch andere Unternehmen sind betroffen.

Beunruhigend ist, dass diese Mediendemokratie sehr einflussreich ist – und hoch ansteckend; so sehr, dass wir davon mittlerweile nicht nur in Amerika, sondern auch im Rest der Welt zu spüren bekommen. Die Niederlande eingeschlossen.

Mediendemokratie: Mittel, den Lesern das Bild eines „Feindes“ einzuflößen und falsche Anschuldigungen für politische Entscheidungen zu verwenden.

Am 3. Februar dieses Jahres veröffentlichte die größte niederländische Tageszeitung, De Telegraaf, einen „sensationellen“ Artikel über eine Hackerin, die angeblich behauptet hatte, sich in das Netzwerk unseres niederländischen Büros (firmenextern) gehackt zu haben und an eine Reihe von IP-Adressen gelangt zu sein – alles im Rahmen einer vermeintlichen Untersuchung zur Aufdeckung eines Lecks im niederländischen Parlament – ein Leck, das vorsätzlich organisiert wurde, um „den Russen“ zu helfen. Unvermeidbare Fragen wie warum ausgerechnet wir gehackt worden sind, warum diese bestimmten IP-Adressen gewonnen wurden, usw. bleiben bislang unbeantwortet. Uns ging es hierbei allerdings hauptsächlich um die Behauptung, dass sich jemand in unser eigenes hochsicheres Unternehmensnetzwerk eingeschleust haben soll.

Ja, natürlich haben wir diese Behauptungen sehr ernst genommen. Wir sind ein Cybersicherheitsunternehmen, wissen Sie? Aus diesem Grund haben wir verständlicherweise eine interne Untersuchung durchgeführt. Und raten Sie mal, was dabei herausgekommen ist. Kein Hack weit und breit. Aber das ist lediglich der Anfang dieser traurigen Geschichte.

Zurück zur Hackerin: Kurioserweise leugnet die Dame die Tatsache in unser Netzwerk eingedrungen, geschweige denn damit an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. Das bedeutet, dass die Geschichte wohl erfunden worden sein muss – und genau das wird durch das Zeugnis der Hackerin, ihrem elektronischen Nachrichtenarchiv, persönlichen Aufzeichnungen von Telefongesprächen und der Aussage eines weiteren Zeugen bestätigt.

Warten Sie es ab. Es wird noch lächerlicher …

Die Fäden dieser verwirrenden Geschichte führten zu niemand anderem als dem ehemaligen holländischen Minister, Willem Vermeend, der übrigens zusammen mit der oben erwähnten Hackerin zuvor ein Buch über Cybersicherheit geschrieben hatte – das im Nachhinein wegen Plagiats aus dem Verkehr gezogen wurde. De Telegraaf behauptet, eine anonyme Quelle habe den Journalisten von dem Hack des niederländischen Büros von KL erzählt; und alle Beweise deuten auf Vermeend als diese anonyme Quelle hin. Vermeend wiederum hat dies, wie auch anders erwartet, wiederholt bestritten.

Diese Geschichte ist lediglich ein Symptom für eine viel größere Krankheit, die keineswegs nur die Niederlande erreicht hat.

Lassen Sie uns aber nicht die Journalisten von De Telegraaf selbst vergessen. Trotz der unübersehbaren Unterschiede bezüglich der Quellen der Nachricht, der Grundlosigkeit der Vorwürfe selbst, und des schamlosen Missbrauchs der journalistischen Ethik, haben sie ihre Leser mit einem opportunistischen, eigennützigen und vor allem falschen Artikel belogen.

Eine erstklassige Cyber-Seifenoper des digitalen Zeitalters!

Nachdem wir alle in unserer Macht stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft haben, das Problem direkt mit der niederländischen Zeitung selbst zu lösen, haben wir uns dazu entschieden, dass der einzig richtige Weg für uns der Gang vor Gericht ist. Aus diesem Grund haben wir am 25. Mai Klage wegen übler Nachrede sowohl gegen die Zeitung als auch gegen Herrn Vermeend eingereicht, mit der Forderung an die Zeitung, eine Berichtigung der Geschehnisse zu veröffentlichen. Natürlich werden wir Sie diesbezüglich auf dem Laufenden halten.

Leider ist diese Geschichte lediglich ein Symptom für eine viel größere Krankheit, die keineswegs nur die Niederlande betrifft. Bei dieser Krankheit handelt es sich um die Anstiftung zur Hysterie der Gesellschaft, die die Einwohner eines bestimmten Landes als gut und die Einwohner eines anderen Landes als grundlegend schlecht bezeichnet – genau wie im Falle der Hexenverfolgung im Mittelalter; all das basiert auf (mild ausgedrückt) zweifelhaften Argumenten und Maßstäben. Ein aktuelles Beispiel dafür sind die absurden, von den Medien angetriebenen Restriktionen niederländischer Politiker: politische Entscheidungen, die auf medienpräsenten Lügen und hypothetischen Bedrohungen beruhen.

Und schlussendlich…

Die Risiken der Verwendung unserer Software sind rein hypothetisch. Genauso hypothetisch wie die Risiken der Verwendung einer anderen Cybersicherheitssoftware eines beliebigen Landes. Aber das Risiko einem echten Cyberangriff zum Opfer zu fallen ist real – und extrem hoch. Und dabei reden wir nicht nur von Cyberangriffen, die von besonders bösartigen Verbrechern ausgeführt werden, sondern auch solche, die unerwartet und von scheinbar gutartigen Gruppen oder Individuen ausgehen. Und in einem solchen Fall können nur die allerbesten Technologien von wirklich unabhängigen Entwicklern Schutz bieten – diejenigen, die sich in unabhängigen Tests ausgezeichnet haben und nachgewiesen dazu fähig sind, ihre Nutzer vor Cyberbedrohungen zu schützen, egal woher sie stammen.

Es macht mich stolz, dass fast 4000 Kollegen weltweit hier bei KL meine persönliche Mission, die Welt zu einem sichereren, besseren Ort zu machen, mit mir teilen. Und ich denke, ich spreche für alle 4000 von uns, wenn ich sage, dass wir genau das tun werden, auch wenn es kein leichter Weg werden wird.

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