Digitales Stalking vor dem Hintergrund der „Sexismus-Ausstellung“ von Joko und Klaas

Stalkerware ist vor allem in Deutschland verbreiteter als man denkt; sie läuft im Hintergrund, ohne dass die Betroffenen etwas davon mitbekommen. Wie erklären, wie man Stalkerware erkennen kann und was man tun sollte, wenn von Stalkerware betroffen ist.

Stalkerware

Vor kurzem behandelten Joko Winterscheidt und Klaas Heuer-Umlauf auf Pro7 zur Prime Time ein wichtiges Thema: Gewalt gegen Frauen. In ihrer „Sexismus-Ausstellung“ zeigten sie zusammen mit berühmten Kolleginnen wie Palina Rojinski oder Stefanie Giesinger, mit was viele Frauen im Netz konfrontiert sind: sexuelle Gewalt, Belästigung, Beleidigungen, „virtueller Missbrauch“. Die Reaktionen im Netz zeigen, dass die beiden Moderatoren damit einen Nerv getroffen haben.

Strafrechtlich-relevante Handlungen verlagern sich zunehmend in die digitale Welt, darunter auch Stalking. Durch so genannte Stalkerware erhalten die Täter Zugang zu Nachrichten, Fotos, Audio- oder Kameraaufnahmen sowie Geolokalisierungsinformationen ihrer Opfer.

Vor allem deutsche Nutzer sollten achtsam sein: Laut Kaspersky-Analysen gab es im Jahr 2019 eine Zunahme um 77 Prozent (im Vergleich zu 2018) hinsichtlich versuchter Stalkerware-Kompromittierungen bei deutschen Mobile-Usern; trauriger Spitzenplatz im europäischen Vergleich mit 2.308 Versuchen. Die Zunahme scheint auch in diesem Jahr weiter anzuhalten: Von Januar bis April 2020 verzeichnete Kaspersky schon 789 versuchte Kompromittierungen.

Christina Jankowski, Senior External Relations Manager bei Kaspersky, arbeitet in der Koalition gegen Stalkerware unter anderem mit dem WEISSEN RING im Kampf gegen Stalkerware zusammen:

„Es ist Fakt, dass Frauen stärker von häuslicher Gewalt betroffen sind als Männer. Daher lässt sich annehmen, dass sich dieses Phänomen auch im Bereich der digitalen Gewalt und damit auch bei Stalkerware fortsetzt. Dies ist auch innerhalb der Koalition gegen Stalkerware – wir sind einer der 10 Gründungspartner – Konsens. Es sind weitere Forschungen zur geschlechterspezifischen Täter-Opfer-Rolle sowie der allgemeinen Verwendung von Stalkerware erforderlich, um dieses Phänomen zu verstehen und entsprechend dagegen anzugehen und die Opfer zu schützen.“

 

Top 5-Anzeichen für eine Stalkerware-Kompromittierung

  • Gestiegener Datenverbrauch: Spionage-Apps benötigen Internetzugriff, um protokollierte Daten übertragen zu können. Ist ein unerwarteter, nicht erklärbarer Anstieg der Datennutzung zu verzeichnen, besteht potenziell die Möglichkeit, dass das Smartphone mit Stalkerware infiziert wurde.
  • Gesunkene Akkuleistung und verlangsamte Prozesse: Aufgrund der ständigen Aktivitäten im Hintergrund beanspruchen Stalkerware-Apps sehr viel Arbeitsspeicher, CPU- und Akkuleistung. Dadurch verlangsamt sich die Leistung des eigenen Smartphones. Deshalb sollten regelmäßig alle laufenden Prozesse in Augenschein genommen und überprüft werden, welche Anwendung wie viele Ressourcen in Anspruch nimmt.
  • Unbekannte, nicht selbst installierte Apps: Smartphone-Besitzer sollten auf Apps achten, an deren Installation sie sich nicht erinnern können, um auszuschließen, dass eine Überwachungssoftware ohne persönliche Zustimmung auf dem Gerät installiert wurde.
  • Verdächtige Hintergrundgeräusche: Kommt es während Telefonaten immer wieder zu merkwürdigen Hintergrundgeräuschen, muss dies nicht immer nur an einer schlechten Verbindung liegen. Manche Stalkerware-Apps sind in der Lage, Telefongespräche aufzuzeichnen. Sollte dieses Problem also häufiger auftreten, ist zumindest Vorsicht geboten.
  • Unerklärliches Detailwissen Dritter: Haben Unbefugte Kenntnis über kürzlich aufgenommene Fotos, besuchte Orte oder andere persönlichen Informationen, die typischerweise hinter einem Konto- oder Gerätepasscode gesperrt sind, liegt der Verdacht nahe, Opfer von Stalkerware geworden zu sein.

 

Tipps für Betroffene von Stalkerware

  • Betroffene sollten sich umgehend an Hilfsorganisationen und Anlaufstellen wie etwa den Weißen Ring wenden, um schnell und individuell auf sie abgestimmt professionelle Unterstützung zu erhalten.
  • Die Webseiten Polizei-Beratung.de oder StopStalkerware bieten erste Hilfestellung und Kontakte zu Anlaufstellen.
  • Durch die Zurücksetzung genutzter Geräte auf Werkseinstellung können viele Stalkerware-Apps eliminiert werden, jedoch wird die Person, die diese installiert hat, digital hierüber auch informiert.
  • Alle Passwörter und andere Zugangsinformationen für genutzte Online-Konten ändern, beziehungsweise eine oder mehrere neue E-Mailadressen einrichten, mit denen diese Konten verknüpft sind.

 

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