Der Samsung-Fernseher hört mit, wenn Sie fernsehen.

Tief in den Nutzungsbedingungen von Samsung steht die Erlaubnis, dass Gespräche vom Smart TV per Spracherkennung aufgezeichnet und an Dritte weitergegeben werden dürfen.

Vor einigen Wochen veröffentlichte jemand auf Reddit das folgende Zitat aus den Nutzungsbedingungen von Samsungs Smart TV: „Beachten Sie bitte, wenn Ihre gesprochenen Worte private oder andere vertrauliche Daten enthalten, dass diese Informationen unter den aufgenommenen Daten sind, die über die Nutzung der Spracherkennung an Dritte weitergegeben werden.“

In den folgenden Tagen, veröffentlichte jeder – von alten Medien über neue Medien bis zum offiziellen Blog der New Yorker Syracuse University – eine eigene Meinung zur TV-Abhöre aller Worte, die in der Familie gesprochen werden. So lange keine Privatsphäre-Erweiterungen oder Plugins wie „Do Not Track“ und „AdBlock“ für Smart-TV-Betriebssysteme entwickelt werden, kann man dieser Überwachung nur entgehen, indem man die Spracherkennung ausschaltet.

Ich muss zugeben, dass ich die Betriebssysteme von Samsungs früherem Google TV, dem aktuellen Samsung Smart TV oder dem zukünftigen Tizen-System nicht genau kenne. Ich kann also nicht bestätigen, dass Anti-Tracking- oder andere Browser-ähnlichen Plugins hier überhaupt möglich sind.

Nach allem, was ich über Samsungs App-Entwicklung und den Prüfprozess gelesen habe, gibt es zumindest keine Richtlinie, die verbietet, eigene Privatsphäre-Erweiterungen zu entwickeln. Dennoch gibt es keine bekannten Privatsphäre-Plugins für Smart-Fernseher, auch nicht für die von Samsung.

Wenn Sie glauben, Samsung wäre der einzige Hersteller, mit solchen Klauseln in seinen Nutzungsbedingungen, habe ich eine schlechte Nachricht für Sie: Das ist nicht der Fall.

Und wenn Sie glauben, Samsung wäre der einzige Hersteller, mit solchen Klauseln in seinen Nutzungsbedingungen, habe ich eine schlechte Nachricht für Sie: Das ist nicht der Fall. Auch Apple behält sich bei all seinen Produkten das Recht vor, die „persönlichen [Kunden-]Informationen für interne Zwecke wie Auditing, Datenanalyse und Forschung zur Verbesserung von Apple-Produkten, -Diensten und der Kundenkommunikation zu verwenden“. Und das Unternehmen erlaubt sich auch, diese Informationen mit seinen „Partnern“ zu teilen (wer immer die Partner auch sind).

Apple fügt aber auch hinzu, dass Siri keine Informationen über Ihren Aufenthaltsort außerhalb des Handys speichert. Leider wird durch die Privatsphärenrichtlinie sowie die „Über“-Seite zu Siri nicht klar, ob die mit Siri kommunizierten Informationen gesammelt, gespeichert oder weitergegeben werden. Auf unsere Anfrage dazu hat Apple bisher nicht reagiert.

Google gibt zu, dass das Unternehmen Informationen über die von Ihnen genutzten Dienste sammelt, versteckt die genauen Details dazu aber recht schlau in Popup-Fenstern. Doch die gesammelten Informationen enthalten unter anderem folgendes: Datennutzung und Systemeinstellungen, Gmail-Nachrichten (das sind übrigens Inhalte), G+-Profilinformationen, Fotos, Videos, Browser-Verlauf, Karten-Suchen, Dokumente (auch hier geht es um die Inhalte, die in diesen Dokumenten stehen) und andere Inhalte, die bei Google gehostet sind.

Die einzige Möglichkeit, genau herauszufinden, wie eine Firma mit Ihren persönlichen Daten umgeht, ist, deren Privatsphärerichtlinien und Nutzungsbedingungen zu lesen

Das sind nur einige von vielen Beispielen, und die einzige Möglichkeit, genau herauszufinden, wie eine Firma mit Ihren persönlichen Daten umgeht, ist, deren Privatsphärerichtlinien und Nutzungsbedingungen zu lesen. Allerdings wissen wir alle, wie furchtbar lang, verschachtelt und mit kompliziertem Juristendeutsch diese Dokumente geschrieben sind. Wir alle setzen das Häkchen bei „Nutzungsbedingungen gelesen und angenommen“, aber kaum einer hat das wirklich getan.

Unter den wenigen, die das wirklich tun, versteht kaum jemand diese Bedingungen. Die Diskussion, ob das blinde Setzen des Häkchens wirklich eine Einwilligung, ganz davon abgesehen eine Einwilligung nach vorheriger Aufklärung darstellt, wird schon lange geführt. Derzeit ist das Anklicken, ohne vorher alles zu Lesen, Normalität – egal, wie sehr Sie sich verständliche Privatsphärerichtlinien und Nutzungsbedingungen wünschen.

Man kann kaum voraussehen, wie das in Zukunft sein wird, außer dass es mehr und mehr vernetzte Geräte geben wird, von denen viele noch mehr zudringliche und effektivere Spracherkennung enthalten werden. Google, Apple, Samsung und die anderen Technologiegiganten sind hier nur schon einen kleinen Schritt weiter. Egal, ob Sie mit ihnen übereinstimmen oder nicht, ist diesen Firmen die Privatsphäre bewusst. Sie gehen mit Ihren persönlichen Informationen zwar bei Dritten hausieren, aber immerhin denken Sie vorher genau darüber nach.

Warten Sie ab, bis alle Gerätehersteller, die keine jahrelange Erfahrung mit Privatsphäre haben, ebenfalls Spracherkennungs- und Sprachaktivierungsdienste in ihre Geräte einbauen. Dann wird das Ganze erst richtig interessant.

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