Bericht: Dem Frauenmangel in der Cybersicherheitsbranche entgegengewirken

Der Mangel an Fachkräften in der Cybersicherheitsbranche nimmt jährlich zu und wird durch die Unterrepräsentation von Frauen zusätzlich verstärkt

Angesichts des sich weiter zuspitzenden Fachkräftemangels und der Tatsache, dass bis 2020 1,8 Millionen unbesetzte Stellen in der Cybersicherheitsbranche in Aussicht gestellt werden, hat die Branche nun auch mit einem offensichtlichen Teil des Problems zu kämpfen: die dramatische Unterrepräsentation von Frauen in der Cybersicherheitsbranche.

In einer der weltweit beliebtesten und dynamischsten Branchen liegt der Frauenanteil gerade einmal bei 11 %. Es ist also an der Zeit nach Lösungen zu suchen. Um mehr über die Beweggründe herauszufinden, die Frauen daran hindern eine Karriere in der IT-Sicherheitsbranche in Erwägung zu ziehen, hat Kaspersky Lab eine Studie durchgeführt. Das Thema ist vielschichtig und komplex und die Antworten auf unsere Fragen vermutlich nicht ganz einfach. Zudem möchten wir als Cybersicherheitsunternehmen nicht näher auf die wechselhaften und vereinzelt soziologischen Faktoren eingehen.

Um genau zu sein, ist die Qualifikationslücke nicht an das Geschlecht gebunden. Unserer Untersuchung zufolge haben auch junge Frauen die Fähigkeiten in der Cybersicherheitsbranche durchzustarten. Abgesehen davon haben Frauen eine durchaus positive Meinung bezüglich der Rolle, die Cybersicherheit in unserer Gesellschaft spielt. Dennoch sind sie nicht an einer Karriere in der Branche interessiert. In der Untersuchung kam Kaspersky Lab zu dem Schluss, dass Bildungsberatung und fehlende weibliche Vorbilder die zwei Hauptgründe für dieses Desinteresse sind.

Erziehung

Junge Leute tendieren dazu, ihre berufliche Laufbahn bereits vor Ihrer ersten Stellensuche festzulegen. Das wiederrum beeinflusst die Wahl der Schulfächer.

Wir haben herausgefunden, dass Männer deutlich häufiger Mathematik als eines ihrer Lieblingsfächer in der Schule nennen als Frauen (49 gegenüber 36 Prozent). Auch das Schulfach Informatik wird mit 21 % deutlich häufiger von Männern als von Frauen ( 7 %) gewählt. 57 % der Frauen sagten zudem aus, dass sie nicht über die entsprechenden Programmierfertigkeiten verfügen und sich deshalb nicht für eine Karriere in der Cybersicherheitsbranche entscheiden.

Mädchen und jungen Frauen dabei zu helfen, ihr natürliches Interesse an MINT-Fächern zu fördern, kann bereits zu Hause und in der Schule beginnen. Janice Richardson, Senior Advisor bei European Schoolnet ist der Meinung, dass „Schulen hierbei eine wichtige Rolle spielen, denn Cybersicherheit kann nur dann attraktiver werden, wenn junge Menschen die abwechslungsreichen und spannenden Herausforderungen begreifen, die sie bietet“.

In jungen Jahren, so Richardson, verfügen 75 % der Eltern nicht über ausreichend Informationen, um die Berufswahl ihrer Kinder zu begleiten. Es ist ebenfalls wichtig, sich von falschen Rollenbildern, die für Mädchen „geeignete“ Berufe festlegen zu verabschieden, die viele Männer, die Medien und auch die breite Öffentlichkeit vertreten.

Eltern, Lehrer und Schulen haben oft die Möglichkeit jungen Schülern MINT-Fächer schmackhaft zu machen, von denen sie allerdings oft weggeführt werden. Die Cybersicherheitsbranche müsste die Aufmerksamkeit der Schüler bereits gewinnen, bevor diese Entscheidungen über ihren zukünftigen Berufswunsch treffen. Im Durchschnitt entscheiden junge Frauen schon vor ihrem 16. Geburtstag über ihre Karriere.

Vorbilder

Der Mangel an Vorbildern oder Einflusspersonen zerrt an der Branche: 69 % der jungen Menschen sagten aus, dass sie bisher niemanden kennengelernt haben, der in der Cybersicherheitsbranche arbeitet und gerade einmal 11 % von ihnen haben schon einmal eine Frau getroffen, die in der Cybersicherheitsbranche tätig ist. 63 % der Frauen denken allerdings positiver über die Branche, nachdem sie eine weibliche Person kennengelernt haben, die im Bereich der Cybersicherheit arbeitet.

Jacky Fox (Direktorin Cyber Risk, Deloitte) weist darauf hin, dass die Erziehung der Schlüssel zum Erfolg ist. Ein technologischer Hintergrund ist der Direktorin zufolge zwar nicht essenziell, bietet den Kandidaten allerdings deutlich mehr Möglichkeiten. „Damit sich eine Gruppe nicht mehr als Minderheit fühlt, muss sie einen Anteil von 30 Prozent erreichen…Die Kultur der „Brogrammer“ und die Militärsprache können auf Frauen schnell abschreckend wirken. Wir sind mit unseren Recruitment-Kampagnen immer sehr vorsichtig, damit sie geschlechtsneutral sind. Als ich in der Technologiebranche angefangen habe, gab es so wenige Vorbilder – aber mein Vater hat auch in der Branche gearbeitet, deshalb gefiel mir die Idee. Bei Deloitte Irland besteht unser Cyberteam zu 30 Prozent aus Frauen.“

Frauen, die bereits in der Branche tätigt sind, können als Ansporn für andere Frauen dienen, indem sie das Wissen im Bereich der Cybersicherheit als dynamische Berufswahl fördern, als Vorbilder dienen und Mentoring betreiben.

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