Wie sicher sind die Top-Innovationen der CES 2025?

Im Januar fand in Las Vegas wieder die Consumer Electronics Show statt. Dort werden alljährlich Hunderte neuer Gadgets und intelligenter Geräte vorgestellt. Aber wie steht es um die Cybersicherheit dieser Neuheiten?

CES 2025: Sicherheitsaspekte der neuen Gadgets

Es ist schon Tradition: Anfang Januar findet in Las Vegas eines der weltweit bedeutendsten Technologie-Events statt. Zwar widmet sich die Consumer Electronics Show (CES) auch der Cybersicherheit. Ganz oben auf der Tagesordnung stehen jedoch eher andere Themen. Du suchst einen riesigen Monitor oder eine Smart-Waschmaschine? Dann bist du hier richtig! Du willst dein Smart Home vor Hackern schützen? Dann musst du wohl noch etwas Geduld haben …

Wir haben uns die wichtigsten Neuheiten der CES 2025 angeschaut und gefragt: Welche neuen Cyberbedrohungen sind zu erwarten, wenn die diese Innovationen auf den Markt kommen?

NVIDIA Project DIGITS: ein Mini-Supercomputer für deine lokale KI

NVIDIA-Gründer Jensen Huang stellte bei der CES einen Supercomputer in der Größe eines Mac Mini vor. Das Gerät wird vom „Superchip“ GB10 Grace Blackwell mit mindestens 128 GB Speicher angetrieben und kann große Sprachmodelle (LLMs) mit 200 Milliarden Parametern ausführen. Werden zwei solche Computer gekoppelt, können sie noch größere Modelle mit bis zu 400 Milliarden Parametern ausführen! Bei einem Preis von 3.000 US-Dollar ist der Käuferkreis jedoch übersehbar.

Cybersicherheit: Bei der lokalen Ausführung von LLMs werden keine vertraulichen Informationen mehr an OpenAI, Google Cloud oder ähnliche Dienste übertragen. Bislang gab es dabei praktische Probleme: Es wurden entweder stark vereinfachte Modelle angeboten, die auf Gaming-Computern nur mit Mühe liefen, oder aber Lösungen, die auf leistungsstarken Servern in privaten Clouds bereitgestellt wurden. Mit „NVIDIA Project DIGITS“ können nun sowohl kleine Unternehmen als auch wohlhabende Amateure leistungsstarke lokale LLMs betreiben.

Der GB10 Grace Blackwell-Superchip mit 128 GB RAM und 4 TB SSD-Speicher von NVIDIA bietet eine gute Plattform für ein lokales neuronales Netzwerk. Quelle

Der GB10 Grace Blackwell-Superchip mit 128 GB RAM und 4 TB SSD-Speicher von NVIDIA bietet eine gute Plattform für ein lokales neuronales Netzwerk. Quelle

Roborock Saros Z70: ein „handfertiger“ Staubsauger

Bei Treppen und anderen Hindernissen stoßen Saugrobotern leider an ihre Grenzen und auch mit herumliegenden Gegenständen sind die Putzhelfer überfordert. Das schränkt den Nutzen stark ein. Das neue Modell von Roborock bietet eine Lösung für letzteres Problem: Ein ausfahrbarer Arm kann kleine und leichte Dinge vom Boden aufheben.

Cybersicherheit: Saros Z70 kann Objekte nur sehr begrenzt bewegen, und Roborock war bisher nicht in größere Cybersicherheitsskandale verwickelt. Daher ist es unwahrscheinlich, dass verglichen mit bisherigen Staubsaugern bahnbrechende Risiken bestehen. Theoretisch können künftige Modelle oder Konkurrenzprodukte jedoch für physische Cyberangriffe verwendet werden, etwa für Einbrüche. So haben Forscher beispielsweise kürzlich gezeigt, wie Roboterstaubsauger von Ecovacs gehackt werden können.

Saros Z70 ist aber nicht nur wegen seines mechanischen Arms bemerkenswert. Eine weitere offiziell angekündigte Funktion ist die Videoüberwachung. Der Hersteller behauptet zwar, die Kameraaufnahmen würden das Gerät nie verlassen. Das glauben wir aber erst, wenn wir es gesehen haben. Schließlich ist zum Ansehen des Videomaterials wohl mindestens ein separates Gerät erforderlich. Für ein späteres Software-Update ist das StarSight 2.0-System angekündigt. Damit kannst du den Roboter trainieren, bestimmte Haushaltsgegenstände zu erkennen (z. B. Lieblingsspielzeuge). Eine Karte deiner Wohnung zeigt dann, wo der schlaue Staubsauger diese Dinge zuletzt gesehen hat. Hier taucht aber eine andere Frage auf: Funktioniert diese praktische Funktion ausschließlich auf dem Gerät oder landen Daten über solche Gegenstände aus deinem Zuhause in der Cloud? Darüber wird in den Pressemitteilungen taktvoll geschwiegen.

Der Roborock Saros Z70 kann bis zu 300 Gramm schwere Objekte heben und tragen. Quelle

Der Roborock Saros Z70 kann bis zu 300 Gramm schwere Objekte heben und tragen. Quelle

Bosch Revol: Spiel mit der Angst

Warum hat eine Babywippe auf der CES 2025 die scherzhaft gemeinte Auszeichnung „Least Private“ für Gadgets erhalten? Dieser Titel wurde von Electronic Frontier Foundation und iFixIt vergeben. Bosch Revol Smart Crib schaukelt das Kinderbett nicht nur automatisch, sondern erfasst auch kontinuierlich Video- und Audiodaten und analysiert mithilfe eines Millimeterwellenradars gleichzeitig den Puls und die Atemfrequenz des Babys. Ferner werden Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Feinstaubbelastung überwacht. Die Kamera hat eine Objekterkennung und kann damit Spielzeuge, Decken und andere potenziell gefährliche Dinge in der Nähe des Babygesichts erkennen. Alle Daten werden sofort auf das Smartphone der Eltern gestreamt und verbleiben in der Cloud.

Cybersicherheit: Es gab schon Skandale mit den Video-Babyphones anderer Anbieter. Solche Geräte wurden auch schon gehackt, um den Eltern böse Streiche zu spielen und sie auszuspionieren. Im Fall des Revol könnten nicht nur Videos, sondern auch medizinische Daten in die Hände von Cyberkriminellen gelangen. Wenn eine Technologie mit Kindern und Gesundheit zu tun hat, wäre eine lokale Lösung ohne Cloud zu bevorzugen. Nur dann lassen sich Smart Homes ausreichend schützen.

TP-Link Tapo DL130: Zeig mir deine Hand

Auf der CES 2025 wurden viele Smart-Schlösser vorgestellt. Dabei stach das Modell von TP-Link durch eine recht exotische Funktion hervor: Die Biometrik basiert nicht nur auf Gesichts- oder Fingerabdruckerkennung, sondern auch auf dem Abgleich von Handvenen. Du bewegst einfach deine Hand vor dem Sensor, dann identifiziert das System dich mit hoher Genauigkeit als Besitzer. im Gegensatz zu anderen biometrischen Faktoren ist diese Methode von den Lichtverhältnissen unabhängig und funktioniert auch bei nassen und schmutzigen Händen bestens. Außerdem ist sie schwieriger zu fälschen.

Cybersicherheit: Intelligente Schlösser lassen sich in dein Heimnetzwerk integrieren und können mit deinem Smart Home (wie Alexa oder Google Home) interagieren. Dadurch ergibt sich eine große Angriffsfläche für Cyberangriffe. Es gab schon zahlreiche kritische Schwachstellen in anderen Geräten von TP-Link. Darum besteht das Risiko, dass Angreifer solche Schwachpunkte von Smart-Schlössern ausnutzen und diese auf unkonventionelle Weise knacken.

Sicherheitsforscher werden das Smart-Türschloss von TP-Link genau unter die Lupe nehmen, sobald es auf den Markt kommt. Quelle

Sicherheitsforscher werden das Smart-Türschloss von TP-Link genau unter die Lupe nehmen, sobald es auf den Markt kommt. Quelle

Google Home + Matter: wolkenloser Himmel cloudfreies Zuhause

Nach einem umfassenden Update der Smart Home-Hubs von Google können diese nun Vorhänge, Steckdosen, Glühbirnen und andere Geräte über das Matter-Protokoll steuern und benötigen dazu keine Verbindung zu einem Cloud-Server. Der Kern deines Smart Home kann ein Google Nest-Gerät sein – ein Android 14-Smart-TV oder sogar eine Chromecast-Streaming-Box. Du sagst dem Google Assistant einfach: „Schalte das Schlafzimmerlicht an“. Schon wird der Befehl auch ohne Internetverbindung und mit minimaler Verzögerung ausgeführt.

Wenn selbst ein überzeugter Verfechter der cloudbasierten Zukunft wie Google solche Offline-Szenarien implementiert, muss die Nachfrage nach solchen Funktionen enorm sein.

Cybersicherheit: Die lokale Steuerung für dein Smart Home verringert das Risiko einer Kompromittierung und verbessert die Privatsphäre. Es gelangen weniger Daten über dein Zuhause zum Gerätehersteller.

Halliday Glasses: Klare Sicht mit KI

Wir haben uns die AR-Brille Halliday Glasses näher angeschaut. Sie bietet ein innovatives Bildprojektionssystem, das sie leichter und kompakter macht. Unsere Erkenntnisse gelten aber auch für Dutzende anderer Smart Glasses, die auf der CES 2025 vorgestellt wurden. Einige Modelle lösen einfache und spezifische Probleme: Eine Brille wird mit einem Hörgerät kombiniert oder dient an Bord eines Flugzeugs als Near-Eye-Displays. Ziemlich viele KI-Brillen sind aber mit einem KI-Assistenten, einer Kamera, ChatGPT-Integration und anderen Funktionen ausgestattet, die auch für „Spionagezwecke“ verwendet werden könnten. Sie werden als Live-Übersetzer, Teleprompter und für andere produktivitätssteigernde Aufgaben eingesetzt.

Cybersicherheit: Bisher übertragen alle KI-Funktionen große Datenmengen auf die Server der Hersteller, wo sie verarbeitet werden. Daher liegt die lokale KI in Brillen noch in weiter Ferne. Es gibt jedoch einen feinen Unterschied zu Computern und Smartphones. Der Informationsfluss, der von einer Brille generiert wird, umfasst die Stimmen, Fotos und Videos aller Menschen in deiner Umgebung. Hier sind auch ethische und rechtliche Aspekte zu beachten. Wer eine solche Brille trägt, müsste je nach Situation alle Personen in seiner Umgebung um Erlaubnis fragen, bevor er eine Aufnahme startet. Und wer nicht für Sam Altman posieren möchte, sollte gut aufpassen, wer in seiner Nähe Smart-Brillen benutzt.

Sony Honda AFEELA: Autofahren mit Abonnement

Dieses luxuriöse Elektroauto der beiden japanischen Giganten kann vorbestellt werden. Zunächst aber nur von Einwohnern Kaliforniens, und die Markteinführung ist frühestens 2026 geplant. Dennoch könnte diese japanische Vision sogar Google vor Neid erblassen lassen: Im Preis des Autos ist ein „kostenloses 3-Jahres-Abonnement“ für eine Reihe von Fahrzeugfunktionen enthalten. Dazu gehören ein ADAS-Fahrassistenzsystem der Stufe 2+, ein persönlicher KI-Assistent sowie weitere interaktive Fahrzeugdesign- und Unterhaltungsfunktionen, wie z. B. Augmented Reality und „virtuelle Welten“.

Bei der CES 2025-Vorführung wurde das Auto mit dem Sprachbefehl „Komm raus, Afeela“ auf die Bühne gerufen. Es bleibt jedoch unklar, ob diese praktische Funktion auch den Fahrern zur Verfügung stehen wird.

Cybersicherheit: Wir haben schon mehrfach auf die Risiken und Schwachstellen „vernetzter“ Autos hingewiesen. Ob die Hersteller in der Lage sind, die Sicherheitsanforderungen nicht nur bei den Fahrzeugen, sondern auch bei den Telematiksystemen zu gewährleisten, bleibt vorerst eine große Frage. (Die Herausforderung ist umso größer, wenn intelligentes Fahren auf Abonnements basiert.) Wem der Gedanke nicht gefällt, dass sich sein Auto bis zum nächsten Software-Update oder nach einem Cyberangriff plötzlich in eine unbewegliche Blechkutsche verwandelt, der sollte mit einer Bestellung warten – zumindest für das nächste Jahrzehnt.

BenjiLock: ein biometrisches Vorhängeschloss

Jetzt kannst du dein Fahrrad (oder deine Garage oder was auch immer) abschließen und musst dir keinen Code mehr merken und keinen Schlüssel mit dir herumtragen. Wie der Name schon sagt: Das Fingerabdruck-Schloss BenjiLock Outdoor ist ein Vorhängeschloss, das bis zu zehn Fingerabdrücke speichert und erkennt. Dazu brauchst du weder Smartphone noch WLAN. Die ganze Magie ist im Schloss untergebracht. Das Gerät fürchtet weder Feuchtigkeit noch Staub und funktioniert (laut Hersteller) mit einer einzigen Akkuladung bis zu einem Jahr lang.

Cybersicherheit: Nur praktische Tests werden zeigen, wie widerstandsfähig das Schloss gegen traditionelle Schlossknackermethoden und einfache Fingerabdruckfälschung ist. Häufig sind intelligente Schlösser für beide Schwachstellen anfällig.

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