Ein Internet für alle?

Wie sieht das Internet für chinesische, nordkoreanische und indische Nutzer aus und wie wird es für uns alle eines Tages sein?

Es heißt, dass das Internet die Menschen miteinander verbindet und das lässt sich nicht bestreiten. Nutzer des World Wide Webs können ihre Verwandten im Ausland anrufen, ein Gruppenmitglied aus einem anderen Land auf Facebook finden oder sich für einen exotischen Arbeitsplatz irgendwo auf den Kaimaninseln bewerben — und das alles zu jeder Tageszeit. Manchmal scheint es so, als würden die Grenzen zwischen verschiedenen Ländern und Regionen mehr und mehr verschwinden.

Die Vorstellung von Freiheit und Unabhängigkeit im Internet hat vor einem Jahrzehnt begonnen in sich zusammenzufallen. Es ist auch möglich, dass das World Wide Web als solches auseinanderbricht und wir anstelle des Internets verschiedene „Splinternets“ benutzen werden. Dieser ausgefallene Name wird verwendet, um lokale Netzwerke zu bezeichnen, die durch geografische Grenzen verschiedener Länder aufgeteilt und durch lokale Gesetze reglementiert werden.

Schon jetzt lassen sich genug Beispiele finden, wie ein solches Splinternet aussehen kann. Diese Entwicklung steht in Zusammenhang mit zahlreichen möglichen Gründen, wie schlechten Netzwerkinfrastrukturen in gewissen Regionen, Politik, Gesetzgebung sowie „geschichtlichen Hintergründen“.

Die Chinesische Mauer 2.0

Wenn Sie sehen wollen, wie sich das Internet unter strikter staatlicher Kontrolle verhält, müssen Sie nach China gehen. Wenn Sie Facebook, YouTube oder Twitter aufrufen, Blogs auf Blogspot und WordPress lesen oder Videos auf Vimeo ansehen möchten, müssen Sie die „Great Firewall of China“ umgehen. Die chinesische Bevölkerung hat nur beschränkten Zugang zu Wikipedia, wobei Artikel, die mit der Landespolitik zu tun haben, blockiert sind.

Es gibt lokale Nachbildungen für all diese Webseiten. Diejenigen, die die Firewall umgehen und Zugang zu den Originalwebportalen haben möchten, müssen VPN benutzen. Normalerweise suchen Chinesen nur nach Facebook oder YouTube, wenn sie diese Seiten vorher schon einmal gesehen haben. Und das trifft in erster Linie auf diejenigen zu, die im Ausland studiert, ausländische Freunde oder Verwandten haben, oder bei denen, die diese Seiten für Arbeitszwecke brauchen, wie Englischlehrer oder Softwareentwickler. Viele andere Bürger vertreten die Meinung, dass die landesweite Firewall sehr nützlich ist, und dass die Mehrheit der Chinesen nicht dazu bereit ist, ungeschützt im Internet zu surfen.

VPN funktioniert in China sehr langsam. Größtenteils ist dieses „Schneckentempo“ auf die Tatsache zurückzuführen, dass es nur drei Hauptgateways gibt, die den Zugang zum globalen Web ermöglichen. Eins befindet sich nördlich von Peking, das zweite im Zentrum des Landes in Shanghai und das dritte südlich von Guangzhou. Während der Datenverkehr die Gateways passiert, werden die Datenpakete „gespiegelt“ und von der Regierung überwacht, was den Prozess zusätzlich verlangsamt. Unabhängig davon, wie langsam das Internet ist, sind es diese drei Gateways, die das chinesische Netzwerk vom nordkoreanischen Intranet unterscheiden.

Nordkorea: LAN-Party im kleinen Kreis

Einige nordkoreanische Bürger haben „Internet“-Zugang — wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Sie verfügen über ein lokales Netzwerk, das stolz Kwangmyong genannt wird (was als „strahlend“ übersetzt werden kann). Kwangmyong hat keine physische Verbindung zum World Wide Web.

Die einzige Mt keine physische Verbindung zum World Wide Web. von Wählleitungen. Schätzungen zufolge gibt es nicht mehr als einige Tausend Seiten im Intranet und ihr Inhalt wird vom Korea Computer Center kreiert, das ausgewählte wissenschaftliche Artikel aus dem Internet übersetzt und politische Propaganda hinzufügt. Kwangmyong ist von offizieller Seite frei zugänglich, aber nur wenige Personen haben Zugang zu dem Netzwerk. Das hängt zum einen mit staatlichen Beschränkungen zusammen und zum anderen damit, dass Computer für den durchschnittlichen nordkoreanischen Bürger, der etwa 26 EUR im Monat verdient, zu teurer sind. Auf das World Wide Web können nur Botschaften, ausgewählte Regierungsbeamte und Fachdienste zugreifen.

Nichtsdestotrotz wäre es falsch zu sagen, dass Nordkorea vollständig auf moderne Technologien verzichtet. Im Gegenteil, es sieht ganz so aus als hätte die Regierung ihr eigenes Hackerteam zusammengestellt, das sie regelmäßig nutzt, um vor dem Rest der Welt seine Cybermuskeln spielen zu lassen. Vor nicht allzu langer Zeit, hat das Land mit seinen Cyberkämpfern geprahlt, nachdem sie Sony Pictures gehackt hatten. Grundsätzlich isoliert das lokale Intranet nicht nur die Bürger von der Außenwelt, sondern schützt das Netzwerk auch vor Gegenangriffen. Und was spricht dagegen ausländische Unternehmen zu hacken, wenn man selbst fast unverwundbar ist?

Indien: Warum so langsam?

Die Internetverbindung in Indien ist ziemlich langsam, was hauptsächlich an der Infrastruktur liegt. Kurios ist: was die Anbieter davon abhält, auf Glasfaserkabel umzusteigen und somit schnellere Verbindungen anbieten zu können, ist die fehlende Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitsinternet. Warum? Viele Unternehmen vertreten die so genannte Fair Usage Policy, nach der die Internetverbindung verlangsamt wird, sobald man mehr Internet konsumiert, als man unter Vertrag genommen hat.

Indische Bürger wissen, dass Internetanbieter ohne Weiteres Glasfaserkabel verlegen würden, wenn sich mindestens zwölf Personen im gleichen Haus dafür interessieren würden. Mit genügend Kunden wäre es Anbietern möglich, Preise zu senken — wie das in solchen Situationen üblich ist. Die Sache ist jedoch, dass es nicht einfach ist, genügend Freiwillige zu finden — niemand will der Erste sein.

Wie man die Internetverbindung dreier Länder mit einer Schaufel trennt

Man könnte meinen, dass man ein erfahrenes Hackerteam benötigt, um ein ganzes Land vom Internet zu trennen. Es stellte sich heraus, dass dazu nur eine 75-jährige Frau aus Georgien mit einer Schaufel und eine schlecht geschützte Infrastruktur notwendig waren.

Im März 2011 grub sie nicht weit von Tiflis, der Hauptstadt von Georgien, nach Kupfer. Während ihrer „Ausgrabungsarbeiten“ beschädigte ihr Spaten die Glasfaserkabel, durch die 99 Prozent des Internetverkehrs von Armenien, einigen Regionen Georgiens und Aserbaidschans verliefen. Die Folge war, dass am 28. März diese Regionen gezwungenermaßen 12 Stunden offline blieben.

Es stellte sich heraus, dass dieses Kabel zuvor bereits mehrere Male durch Kupfer- und Kartoffelsucher beschädigt worden war. Ein Jahr zuvor hatte es einen ähnlichen Zwischenfall gegeben; glücklicherweise mit weniger starken Konsequenzen. Diese unglücklichen Umstände sind auf das Wetter zurückzuführen, das regelmäßig dazu führt, dass der Zugang zu den Kabeln freigelegt wird.

Das Kabel gelangt durch das Schwarze Meer und über den Seehafen Poti auf georgisches Territorium. Von dort aus zweigt es sich ab und verläuft weiter nach Armenien und Aserbaidschan. Um es vor Vandalen zu schützen, wurde ein Untergrundtunnel gegraben der parallel zur Eisenbahn verläuft; allerdings führen starke Regenfälle hin und wieder dazu, dass er einstürzt. Anscheinend waren die ältere georgische Frau sowie andere Ausgräber nach heftigen Regenfällen an das Kabel herangekommen.

Das Internetbackbone überlebte eine Vielzahl erwähnenswerter Zwischenfälle. 2013 suchten in Ägypten drei Kupferjäger nach dem schillernden Metall und trennten ein Stück eines Unterwasserkabels ab. Die Folge war, dass sich die Internetgeschwindigkeit im gesamten Land um 60 Prozent verringerte. 2008 litten Ägypten, Indien, Pakistan und Kuwait unter einem ähnlichen Zwischenfall, der sich vor der Küste Alexandriens ereignete.

Für die Internetausfälle in Ägypten waren nicht nur Vandalen verantwortlich. 2011 haben Regierungsbehörden das Gleiche getan (wobei diese auch die Mobilfunkverbindungen stilllegten). Zudem waren dafür nur wenige Anrufe bei lokalen Anbietern nötig — und nichts weiter.

Allerdings ist Ägypten nicht alleine mit dieser Angelegenheit. Es gibt viele Länder mit limitiertem Internet. Im letzten Jahr veröffentlichte die Freedom-House-Organisation einen Bericht, in dem die Top Ten der Länder mit am stärksten zensiertem Internet aufgelistet werden.

Werfen wir zu guter Letzt einen Blick auf die Weltkarte, die von der Firma Renesys entworfen wurde. Sie zeigt, welche L wurde. Sie zevom World Wide Web abgetrennt werden können. Zum Beispiel sind Russland und die USA üne  dutzende Kabelstrecken mit der ganzen Welt verbunden — diese beiden Länder wären schwierig abzutrennen. Länder mit einer weniger entwickelten Infrastruktur sind anfälliger. Unter ihnen sind Syrien, Äthiopien, Usbekistan, Turkmenistan, Myanmar und der Jemen.

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