Kaspersky-Studie: So steht Deutschland zum Thema Online-Wahlen

Online-Wahlen; Kaspersky-Studie: Bundestagswahl 2017 – jeder zweite Deutsche würde über das Internet wählen; politische Rahmenbedingungen für E-Voting (e voting)

Kaspersky-Studie: Noch ein weiter Weg für digitale Wahlen zum deutschen Bundestag

Eine repräsentative Umfrage von Statista im Auftrag von Kaspersky Lab zeigt: Jeder zweite wahlberechtigte Deutsche (56 Prozent) würde bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 gerne seine Stimme über das Internet abgeben. Dass Online-Wahlen in Zeiten des digitalen Wandels kein rein hypothetisches Thema sind, zeigt das Beispiel Schweiz.

Die Kaspersky-Untersuchung „Stimmabgabe per Klick – So steht Deutschland zum Thema Online-Wahl“ beschäftigt sich mit den Themen digitale politische Wahlen, Datenschutz und Cybersicherheit. Die Studie stellt neben den repräsentativen Umfrageergebnissen von Statista auch eine Übersicht zu politischen Rahmenbedingungen, aktuellen Forschungsergebnissen sowie den derzeitigen Positionen von Politikern und Parteien zum Thema zur Verfügung. Die Studie kann hier abgerufen werden.

Im Video beschäftigt sich Marco Preuss, Leiter des europäischen Forschungs- und Analyse-Teams bei Kaspersky Lab, mit den Themen Internet-Wahlen und Cybersicherheit.

 

Repräsentative Kaspersky-Umfrage zum Thema Internet-Wahlen in Deutschland

Hier die wichtigsten Ergebnisse der E-Voting-Studie auf einen Blick:

  • Mehrheit für Online-Wahlen: Mehr als jeder zweite wahlberechtigte Deutsche (56 Prozent) würde bei der Bundestagswahl 2017 seine Stimme gerne über das Internet abgeben.
  • Höhere Wahlbeteiligung erwartet: 56 Prozent sind der Meinung, dass mit der Möglichkeit der Online-Wahl die Wahlbeteiligung steigen könnte und ebenso viele sehen darin eine Vereinfachung des Wahlvorgangs.
  • Jungwähler sind sehr affin für Internet-Wahlen: 73 Prozent der 18- bis 29-Jährigen (im Vergleich zu 63 Prozent unter allen Befragten) sind der Meinung, dass die Wahlbeteiligung unter jüngeren Wählerinnen und Wählern höher wäre, da Online-Wahlen ihrem Nutzungsverhalten entgegen kommen würden.
  • Ältere Wählerinnern und Wähler sind die größten Befürworter digitaler Wahlen in der Politik: Überraschenderweise würden 59 Prozent der Über-50-Jährigen gerne bei der kommenden Bundestagswahl ihre Stimme über das Internet abgeben wollen, im Vergleich zu 56 Prozent im Bevölkerungsdurchschnitt und 51 Prozent bei den 18-bis-29-Jährigen.
  • Mehrheitliche Zustimmung für Internet-Wahlen über alle Parteigrenzen: Die Anhänger aller Parteien würden ihre Stimme bei der Bundestagswahl gerne online abgeben können. AfD-Wähler sind mit 60 Prozent die größten Befürworter von Online-Wahlen; auch die Anhänger von CDU/CSU (59 Prozent), FDP (58 Prozent), Die Linke (57 Prozent), SPD (56 Prozent) sowie Bündnis 90/ Die Grünen (54 Prozent) würden mehrheitlich gerne digital wählen.

„Wahlen sind ein Ausdruck des politischen Willens der Bürgerinnen und Bürger. Im Falle von Internet-Wahlen verdienen sie auch den größtmöglichen Schutz vor möglichen Cyberangriffen- und -manipulationen.“ – Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lab

Die Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) möchte bei der anstehenden Bundestagswahl am 24. September 2017 gerne ihre Stimme digital über das Internet abgeben können. 28 Prozent würden das nicht wollen und 16 Prozent sind unentschlossen. Dabei sind auch die Nichtwähler mit eingerechnet, bei denen nur jeder Vierte (25 Prozent) eine Online-Wahl bevorzugen würde.

 

Kaspersky-Infografik: 56 Prozent der Deutschen sind für Internet-Wahlen

Die Mehrheit der Deutschen ist für digitale Wahlen

 

Eine ortsunabhängige Wahl per Klick – also E Voting remote – ist die erste Wahl: Die Befragten haben sich mit 59 Prozent eindeutig für die ortsungebundene Variante ausgesprochen, also für die Abgabe über ein internetfähiges Gerät abseits von Wahllokal und anderen ausgewählten Terminals oder Wahlcomputern.

Hohes Vertrauen der Deutschen für Online-Wahlen

Auf die Frage, wie hoch grundsätzlich das Vertrauen in eine Wahl ist, die zusätzlich zum Wahllokal auch über das Internet durchgeführt würde, sind die Deutschen nicht eindeutig; denn 39 Prozent würden einem derartigen Szenario vollkommen oder eher vertrauen, 27 Prozent eher nicht oder überhaupt nicht, und 34 Prozent sind unentschlossen. Das Vertrauen steigt mit zunehmendem Alter (44 Prozent der über 50-Jährigen im Vergleich zu 28 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen).

Kaspersky-Infografik zeigt: Knapp ein Drittel der Deutschen hätte Vertrauen in Online-Wahlen

Knapp ein Drittel der Deutschen hätte Vertrauen in Online-Wahlen

 

Online-Wahlen als Chance für mehr direkte Demokratie?

Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der von Kaspersky Lab befragten Deutschen sind der Meinung, dass die Wahlbeteiligung durch Online-Wahlen steigen würde. Ebenfalls 56 Prozent stimmten der Aussage zu, dass über eine Online-Option die Wahl insgesamt vereinfacht würde: weniger Wartezeiten an der Wahlurne und schnellere Auszählung. Auch sieht jeder vierte deutsche Wahlberechtigte (24 Prozent) in Online-Wahlen ein gutes Mittel für mehr direkte Demokratie. Der Aussage, dass die Wahlbeteiligung durch Online-Wahlen bei jüngeren Bürgern steigen würde, stimmt mit 63 Prozent der Wähler die überwiegende Mehrheit zu. Übrigens würden nur 17 Prozent der Deutschen bei ihrer Wahl via Internet das Ritual zum Gang an die Wahlurne vermissen.

Eine politische Abstimmung remote hätte einige Vorteile wie ein höhere Wahlbeteiligung

Online-Wahlen: Die Mehrheit der Deutschen rechnet mit vereinfachten Wahlen und höherer Wahlbeteiligung

Cybersicherheit und Online-Wahlen: Wer könnte was wie manipulieren oder hacken?

Die Deutschen sind sich der potenziellen Gefahren bei einem digitalen Wahlvorgang durchaus bewusst: 54 Prozent betrachten Online-Wahlen als Sabotage-anfällig. Eine mögliche Stimmenmanipulation durch Hacker sehen 64 Prozent als kritisch und 65 Prozent als wahrscheinlich an.

Wahlen zum Deutschen Bundestag müssen geheim stattfinden. Laut der Umfrage von Kaspersky Lab und Statista behauptet fast jeder zweite Deutsche (46 Prozent), er könne die Geheimhaltung auch bei einer Stimmabgabe via Internet gewährleisten.

Allerdings schätzen 37 Prozent die Möglichkeit des Stimmenverkaufs sehr hoch ein, sehen also die Gefahr, dass gegen Entgelt persönliche Zugänge zur Internet-Wahl und damit Stimmrechte weitergegeben werden.

Welche Akteure könnten Online-Wahlen manipulieren? Im folgenden Ranking sind die Top-8 möglicher Manipulationsakteure nach Meinung der Deutschen gelistet.

Internet-Wahlen und E Voting: Die Top-Manipulationsakteure nach Meinung der Deutschen

Internet-Wahlen: Die Top-Manipulationsakteure nach Meinung der Deutschen

Politische Rahmenbedingungen für Online-Wahlen in Deutschland

Kaspersky Lab hat sich in seiner Studie auch mit der Frage beschäftigt, inwieweit Online-Wahlen in Deutschland auf Bundes- oder Europa-Ebene politisch realisierbar wären?

Denn eines ist sicher – das Thema Online-Wahlen wird in naher Zukunft auch in Deutschland diskutiert werden. So will die Schweiz zukünftig Online-Wahlen neben der Urne und Briefwahl als gleichberechtigte Möglichkeit der Stimmabgabe anbieten. In Estland wurde das Parlament im Jahr 2015 ebenfalls alternativ remote gewählt.

Einschätzung von Kaspersky Lab über eine mögliche Realisierung von E-Voting-Systemen in Deutschland: Online-Wahlen müssen sich an die vom Grundgesetz vorgeschriebenen Wahlgrundsätze halten. Laut einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2009 sind diese Grundsätze nicht gegeben. Das Urteil schließt Online-Wahlen allerdings unter bestimmten Voraussetzungen nicht aus. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Bundeswahlleiter im Jahr 2015. Diverse Experten auf nationaler sowie europäischer Ebene kommen in ihren Arbeiten unter anderem zu dem Schluss, dass Online-Wahlen bei entsprechendem Schutz der Wahlsysteme sowie breiter Akzeptanz unter der Bevölkerung durchaus zeitgemäß seien und bestimmte Vorteile böten.

Eine detaillierte Analyse zum Thema „Online-Wahlen und politische Rahmenbedingungen“ sind ebenfalls in der Studie „Stimmabgabe per Klick – So steht Deutschland zum Thema Online-Wahl“ (siehe PDF-Report ab Seite 20) verfügbar.

Pressevertreter finden unter https://kas.pr/online-wahlen neben der Studie auch Pressemitteilungen, Infografiken und ein Video zum Download.

„Gerade im öffentlichen Bereich ist ein umfassender Schutz vor Angriffen auf die Daten der Bürger unerlässlich. Cybersicherheit und Datenschutz sind grundlegende Voraussetzung für eine mögliche Öffnung der bisherigen Verfahren, mit denen Wahlen durchgeführt werden.“ – Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lab

Blockchain: Neuer Schwung für Diskussion über Online-Wahlen

Schwachstellen elektronischer Wahlsysteme wurden immer wieder offenbart.

Anlässlich der US-Präsidentschaftswahlen 2016 zeigte das Fachmagazin c’t (c’t 2017, Heft 3, Artikel „Kreuzchenmacher – Chancen und Probleme der elektronischen Stimmabgabe“), dass computergesteuerte Wahlsysteme, die in den USA beispielsweise zur Stimmauszählung verwendet werden, „[…] nach europäischen Maßstäben kaum einer Überprüfung standhalten würden.“

Auch in Deutschland kommt Software zum Einsatz, die beispielsweise zur Vorabkalkulation und anschließender Veröffentlichung von Wahlergebnissen dient – in verschiedenen Bundesländern, vom Bundeswahlleiter und vom Statistischen Bundesamt. Der Chaos Computer Club wies allerdings im Jahr 2017 auf die Schwachstellen der Software hin.

Elektronische Wahlsysteme benötigen technologische Ansätze, die höchstmögliche Cybersicherheit gewährleisten. So könnte die Blockchain-Technologie neue Impulse für eine elektronische Stimmabgabe beziehungsweise Online-Wahlen setzen, indem – ähnlich wie beim Online-Banking oder -Shopping – Apps alte Verfahren ablösen und damit den demokratischen Prozess stützen. Definitionsgemäß entspricht die Blockchain einem verteilten System, ähnlich einem Hauptbuch für Transaktionen. Sie kann nicht leicht manipuliert werden und kann die ideale Grundlage für eine elektronische Stimmabgabe bilden.

Die Informationen werden nicht nur einmal und in einem einzigen System hinterlegt, sondern stecken in einer Sequenz von gespiegelten Dateien, den „blocks“, die über unzählige unterschiedliche „Knoten“ in einem Netzwerk verteilt sind. Die Datenbasis wird damit breit gestreut, die Inhalte kommen ohne Zugriffsberechtigungen aus, sind transparent und unveränderbar.

Es gibt keine zentrale Datenbank, die gehackt werden könnte, und keine herausragende Schwachstelle im System selbst. Angreifer, die das Hauptbuch manipulieren wollten, müssten gleichzeitig jedes Glied in der Kette attackieren – und damit Millionen oder gar Milliarden von Rechnern von Freiwilligen, die alle die verteilten Einträge in Echtzeit führen.

Die gleichen Mechanismen, mit denen in der Finanzwelt doppelte Zahlungen vermieden werden, können auch eine doppelte Stimmabgabe in demokratischen Prozessen verhindern. Weder Geld noch Stimmen werden mehrfach gewertet. Weitere Informationen zum Thema finden Sie in einem Fachartikel von Kaspersky Lab.

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