Das Jahr 2016 zählte 702 Millionen Angriffsversuche durch Exploits, also durch Malware, die vorhandene Softwarefehler ausnutzt, um Geräte mit weiterer Schadsoftware wie Banktrojanern oder Ransomware zu infizieren. Das entspricht gegenüber 2015 einem Anstieg von 24,54 Prozent. Damals hatten die Schutzlösungen von Kaspersky Lab etwa 563 Millionen solcher Versuche abgewehrt. Der wachsende Einsatz von Exploits ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der Kaspersky-Studie „Attacks with Exploits: From Everyday Threats to Targeted Campaigns“ [1].
Angriffe mit Hilfe von Exploits sind besonders effektiv, da sie in der Regel keine Aktivität des Nutzers voraussetzen und ohne Verdacht zu erregen, Schadsoftware platzieren können. Entsprechende Angriffe werden sowohl von Cyberkriminellen durchgeführt, mit dem Ziel, Geld oder Daten von Heimanwendern oder Unternehmen zu stehlen, als auch von Akteuren, die hinter hochentwickelten und zielgerichteten Angriffen stehen. Speziell im Unternehmensbereich wurden im vergangenen Jahr 28,35 Prozent mehr Firmennutzer von Exploits angegriffen als im Jahr zuvor. Die Gesamtzahl stieg damit auf über 690.000, das entspricht 15,76 Prozent aller im Jahr 2016 von Exploits attackierten Anwender.
Obwohl immer mehr Attacken auf Exploits beruhen und sich die Angriffe verstärkt gegen Unternehmen und Organisationen richten, fiel die Zahl der von Exploits betroffenen Heimanwender überraschend um 20 Prozent. Sie reduzierte sich von 5,4 Millionen im Jahr 2015 auf 4,3 Millionen im Jahr 2016. Eine mögliche Begründung: 2016 gab es weniger Quellen für Exploits als im Jahr zuvor. So sind im Lauf des vergangenen Jahres verschiedene große und populäre Exploit Kits wie Neutrino [3] und Angler [4] vom Untergrundmarkt verschwunden. Einige Gruppen Cyberkrimineller haben offenbar so die Möglichkeit verloren, ihre Malware zu verbreiten. Ein weiterer Grund liegt in schnelleren Reaktionszeiten der Software-Anbieter nach der Entdeckung neuer Sicherheitsprobleme. Damit ist es für Cyberkriminelle weit teurer geworden, ein wirkungsvolles Exploit Kit zu entwickeln, das solange eingesetzt werden kann, bis es seine Kosten wieder eingespielt hat. Das gilt aber nicht für Angriffe auf Unternehmen.
„Sowohl unsere Erkennungsstatistiken als auch die Beobachtung der Aktivitäten von Akteuren, die hinter zielgerichteten Angriffen stehen, zeigen uns, dass professionelle Gruppen im Bereich der Cyberspionage über Geldmittel und Fähigkeiten verfügen, um hochentwickelte Exploits zu entwickeln und zu verbreiten. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die unfreiwillige Veröffentlichung schadhafter Tools, die mutmaßlich von der Equation Group eingesetzt wurde“, warnt daher Alexander Liskin, Sicherheitsexperte bei Kaspersky Lab. „Das heißt aber nicht, dass es unmöglich wäre, Organisationen gegen Exploit-Attacken zu schützen. Um die schädlichen Angriffe abzuwehren, empfehlen wir besonders Unternehmen, auf etablierte Cybersicherheitslösungen zu setzen, um Rechner, mobile Geräte sowie Netzwerke wirksam abzusichern.“
Die Experten von Kaspersky Lab empfehlen zum Schutz vor Exploit-basierten Angriffe auf Heim- und Unternehmensanwender folgende Maßnahmen:
Die komplette Studie „Attacks with Exploits: From Everyday Threats to Targeted Campaigns“ist unter https://securelist.com/analysis/publications/78125/exploits-how-great-is-the-threat/ abrufbar.
[1] https://securelist.com/analysis/publications/78125/exploits-how-great-is-the-threat / Die Studie „Attacks with Exploits: From Everyday Threats to Targeted Campaigns“ basiert auf anonymen Daten des Kaspersky Security Network (KSN) [http://www.kaspersky.com/images/KESB_Whitepaper_KSN_ENG_final.pdf], auf den in den letzten sechs Jahren veröffentlichten Threat Intelligence Reports von Kaspersky Lab sowie auf allgemein zugänglichen Informationen.
[2] https://securelist.com/blog/software/69189/patch-tuesday-march-2015-stuxnet-lnk-0day-fixed/